Dienstag, 21. Februar 2012

Wunschkritik: Slumdog Millionär

Jep liebe Freunde, ihr habt richtig verstanden, ihr könnt euch auch Reviews wünschen. Diese Wünsche postet ihr entweder in den Kommentaren oder ihr sagt es mir auch persönlich im Reallife, wenn ihr die Chance dazu habt...hab jetzt erstmal hier ein paar angesammelt und werde die nach und nach abarbeiten.

"Slumdog Millionär" (2008)
Story: Jamal Malik steht als ehemaliger "Slumdog" (Straßenjunge auf den indischen Slums) eine Frage vor dem Gewinn von 20 Millionen Rupien in der indischen Ausgabe von "Wer wird Millionär ?". Weil seine deutlichen Antworten laut dem Moderator unmöglich von ihm selbst stammen können, lässt man Jamal verhaften und dieser erzählt in Haft seine unglaubliche Geschichte...

Das Positive zuerst: Der visuelle Stil des Films fasziniert mich immer noch. Großes Lob an Boyle, dass er es geschafft hat, eine Multi-Millionen-Einwohnerstadt wie Mumbai so lebendig, voll und unüberschaubar schön und hässlich zugleich darzustellen. Mir gefällt die Intensität, die Bildgewalt und einfach nur der indische Puls, der im ganzen Film durchgehend zu spüren ist. Schon angenehm, wenn man die Leidenschaft der Macher spüren kann, dann ist das Schauen wenigstens nicht verschwendete Zeit.

Der Protagonist und die anderen Charaktere sind...O.K., aber das kann natürlich jeder für sich deuten. Für mich sind diese im Prinzip wie Charaktere in Märchen, denn für mich ist "Slumdog Millionär" eher ein Märchen als eine allzu seriöse Buchadaption. Das ist zwar gut für die Bilder und die somit entstehenden Eindrücke, aber charaktertechnisch ist das eher nicht so gut. Nicht, dass sie fürchterlich geschrieben und gespielt wurden, aber für mich sind sie eher Slots für Stereotype: Jamal ist natürlich der typische Held, der nie aufgibt, usw.

Ich fand es eher nicht so toll, wie Boyle alles auf einmal machen wollte: Liebesfilm, Gangsterfilm, Drama...Boyle kann das alles zwar, aber es wirkt zusammengenäht, nicht wirklich wie ein Stück Stoff. Ich habe nichts gegen eine episodenartige Inszenierung, aber ich finde nicht, dass es allzu glatt ausgesehen hat. Was man vom Ende nicht behaupten kann...lief ja viel zu glatt.

Am Ende bleibt zwar ein gut gemachtes Märchen, das zwar gut ist, aber 8 Oscars dafür, inklusive "Bester Film" ? Hat es meiner Meinung nicht wirklich verdient. Ich habe nichts gegen konsequent gemachte Happy Ends, aber insbesondere bei der Indien-Thematik hätte man doch etwas mehr bei der Realität bleiben können, wenn man schon von der Vorlage weggeht...
Nicht, dass ich von jedem Film bedingungslose Dramatik fordern würde, aber es sieht alles so...geschönt und extra auf uns verwöhnte Westleute zugeschnitten aus, nicht, wie es in Mumbai wirklich zugeht. Ich weiß, dass es keine Doku ist, aber möglicherweise hätte man auch niemals diese Bilder gemacht, wenn man es roher gemacht hätte. Es ist ein schön aussehendes Märchen, aber es ist nur ein Märchen, welches auch unterhält. Das "Großartige" habe ich darin nicht gesehen.

1 Kommentar:

  1. Ich muss dir in vielen Punkten zustimmen. Gerade im Film wirkt vieles sehr viel unzusammenhängender als im Roman "Q&A", auf dem dieser inzwischen außerordentlich bekannte Film basiert. Das liegt, meines Erachtens, nicht zuletzt daran, dass viele sprachliche und stilistische Mittel, die Vikas Swarup (der Autor), im Film verloren gehen.

    Ich bin auch nicht sicher, ob man die Art von Eindrücken, die der Roman vermittelt, in einem Film mit cinematischen Elementen so rüberbringen kann, dass es passt. Dieser Versuch jedenfalls ist an einigen Stellen gescheitert.

    Ich war ebenfalls fasziniert von den gewaltigen Bildern, aber ausgesprochen enttäuscht von der Darstellung der Handlung und der Charaktere. Die Abweichungen von der Buchvorlage kann man zwar verzeihen, aber grundsätzlich nehmen sie dem Film seine Tiefe.

    Der Film wirkt an vielen Stellen unnötig oberflächlich und schafft es daher nicht so gut wie der Roman, Gefühle beim Zuschauer zu wecken wie "Q&A" es bei seinen Lesern gelingt.

    Nichtsdestotrotz ist es ein guter Film und jeder, der dem Film etwas abgewinnen konnte, sollte sich bei einem Verlangen nach mehr auf jeden Fall an "Q&A" herantrauen! Es ist ein so viel komplexeres Werk, das meines Erachtens der eindrucksvollen Bildgewaltik von "Slumdog Millionaire" eine ebenso eindrucksvolle Tiefe in den Charakteren und der Handlung entgegenhält. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Blick zu riskieren ;)

    AntwortenLöschen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogverzeichnis