Sonntag, 5. Februar 2012

Der "typische Rudolf" - ein höchst polemischer Kommentar

Zuallererst: Seit kurzem ist die Kommentarfunktion für alle freigeschaltet, ihr könnt anonym oder einfach per Name kommentieren und müsst kein Google-Konto besitzen.

Zum Thema: Was ist "polemisch" ? Laut dem Duden (Quelle: Duden.de) bedeutet das Nomen "Polemik" einen "scharfen, oft persönlichen Angriff ohne sachliche Argumente im Bereich der Literatur, Kunst, usw.". "polemisch" wäre dann laut der Definition eben eine solche Art, seine Argumente zu präsentieren. Damit hätten wir also die Definition geklärt und können mit dem Beispiel anfangen.

Es geschah am Donnerstag Nachmittag in einem bestimmten Englisch-LK der Oberstufe, der 13. Klasse um genau zu sein. Die Hausaufgabe war das Verfassen eines Reviews für den Oscar-prämierten Film "Eine unbequeme Wahrheit" und ich wollte mein Review unbedingt vorlesen, weil
1. ich es für ziemlich gut hielt
2. ich wusste, dass mein Schreibstil die generelle Atmosphäre des Kurses auflockert
3. ich die Lehrerin etwas durch meine Ehrlichkeit sowie Offenheit ärgern wollte
4. ich schon länger was zu diesem Film sagen wollte
5. ich mal Abwechslung in die allgemein eher gleich klingenden Reviews bringen wollte

Das ganze Review jetzt hier zu zitieren wäre etwas zu lang, aber es fiel im Prinzip so aus: Ich mochte den Film nicht, weil er durchgehend nicht bei der Sache bleibt und eine Al Gore-Werbekampagne wird, aber auch weil sehr viele Statistiken, Zahlen und Tabellen, mit denen Mr Gore jongliert, einfach falsch sind oder in einen falschen Zusammenhang gebracht wurden. Dabei habe ich sogar zwei Beispiele gebracht, nämlich das Schmelzen des Kilimandscharo (welches unabhängig von der "globalen Erwärmung" startete) und das Schrumpfen des Tschadsees (das eher mit einer amateurhaften Nutzung zusammenhängt und nicht mit einem "Klimawandel"). Und ja, ich ließ mich auch dazu hinreißen zu sagen, dass ich den Klimawandel anzweifle, weil er in meinen Augen nicht genug Beweise bietet und dass dieser Dokumentarfilm für mich wegen relativ vielen Fehlern keine Doku ist, sondern eher eine Ego-Show von Al Gore, der sich mehrmals als Strahlemann und perfekter Mensch präsentiert.

Jetzt dürft ihr dreimal raten, wie das Kommentar bezüglich der Mitschüler und vor allem der Lehrerin ausgefallen ist. Ein Kommentar einer Mitschülerin ist mir besonders im Kopf geblieben ("Ein typischer Rudolf") , und den werde ich hier nun erklärend zitieren (sie hat nichts dagegen; hat im Prinzip selbst angegeben, was sie damit gemeint hat):
"
also das war soooo typisch rudolf weil:
1. du imer gegen alles bist
2. jeder film/buch/gedicht....grundsätzlich kritisch genommen wird
3. du generell deinen eigenen (guten) schreibstil hast
und sonst....hm..das passte einfach wieder total dass du damit anfingst von wegen es gibt ja gar keinen content und so was eben"

Mein persönlicher kleiner Kommentar zu den Punkten:
1. Wenn es so rüberkommt, tut es mir leid, aber es ist einfach nicht so. Alleine dieser Blog entält mehr als genug Sachen, denen ich nicht "anti" gegenüberstehe^^
2. Jepjep, so ist meine Art nunmal. Mit allzu rosa Brillen alles zu betrachten ist nicht so meins^^ Wobei ich ja versuche, möglichst konstruktiv zu kritisieren und/oder kommentieren, sprich: Grundlos würde ich nichts attackieren. Falls ich das in jüngster Vergangenheit tat, habe ich nun Gründe, mich zu rechtfertigen.
3. Fühle mich geschmeichelt, wie so ziemlich jeder, der positives Feedback bekommt.
Zum Rest: Ich kann ja auch nichts dafür, dass Dokus niemals einen richtigen Plot haben. Ja, es gibt diese "Das Leben von...", "Die Schlacht von...", und doch ist es ja wahr, nicht ? Dokus tragen ja im Prinzip Infos zusammen und stellen sie in einem Prozess dar; Filme allgemein unterliegen keinen allzu festen Regeln, außer dass es "bewegende Bilder" sein müssen (wörtlich gemeint).
Wenn "Eine unbequeme Wahrheit" im Prinzip ein Zusammenschnitt von Al Gores Präsentation über das Thema Klimawandel plus Ausschnitten aus seinem Leben ist, dann hat die Doku für mich keinen Plot. Oder kann man "hält Präsentation, zeigt stolz vielfach falsche Fakten und zeigt sich als Mr Perfect" als einen Plot bezeichnen ? Hm...

Doch jetzt kommt der Knüller, nämlich der Kommentar meiner Englisch-Lehrerin. Für die, die kein Englisch mit mir haben: Wir pflegen eine besondere "Beziehung" seit der 11. Klasse, wobei ich darüber woanders schreiben werde, nicht hier (freut euch auf die Abizeitung !). Sagen wir es mal so: Ich habe eine höchst polemische Art, weil ich mich allzu oft von der allgegenwärtigen Meinung lösen würde und damit ein "bad boy" wäre. Selbstverständlich bekam ich auch hier von ihr das "P-Wort" zu hören, weil ich angeblich absolut unsachlich und grundlos den Film gebasht (schlecht bewertet) habe. Es sei schließlich nur allzu polemisch, das Erscheinungsjahr und den Regisseur des Films zu erwähnen sowohl auch die Frechheit zu besitzen, den Klimawandel und den Jesus-Nachfolger Mr Gore anzuzweifeln.

Nett, aber ist es dann nicht auch polemisch, seine Mitschüler vor der Klasse fertig zu machen oder sie hinter ihrem Rücken bezüglich ihrer Kleidung/Aussehens zu beleidigen ? Hm...

An dieser Stelle beende ich meinen Post und überlasse das Nachdenken denen, die dies alles gelesen haben. Danke für eure Aufmerksamkeit und euer Durchhaltevermögen (bei soviel Polemik) ! Es wäre auch sehr freundlich, einen Kommentar zu hinterlassen, was ihr (wie am Anfang erwähnt) jetzt ohne Probleme machen könnt, ob mit oder ohne Namen.

3 Kommentare:

  1. Polemik ist der Vorwurf, der immer dann gemacht wird, wenn den Leuten nichts handfestes einfällt. Ferner ist Polemik eine reine Wertung. Allzu viele glauben aber scheinbar, mit dem Vorwurf von Polemik mehr als nur das vorgebracht zu haben.

    Kritiken, die sich stark darauf stützen, dass das Kritisierte "polemisch" sei, können folglich nur sehr oberflächlich sein. Welche handfesten Belege sind denn gefolgt auf die Frage nach der Stichhaltigkeit von Al Gores "Beweisen"? Mit welchen Argumenten wurde Al Gore verteidigt? Vermutlich nur mit dem Vorwurf von Polemik und Überspitzung.

    Wenn aber jemand vorwirft, etwas sei überspitzt/polemisch, so streitet er die grundsätzliche Richtigkeit eigentlich nicht ab. Wenn derjenigen dann auch noch nichts weiteres vorbringt, um diese Kritik zu festigen, ist das nichts weiter als ein unsachliches, rhetoisches "Werfen des Fedehandschuhs".

    Mehr würde ich in dieser Sache auch nicht vermuten, ohne selbst dabei gewesen zu sein. Und auch wenn mir nur die einseitige Schilderung zugrunde liegt, halte ich diese Feststellung doch für gerechtfertigt. Du, Rudolf, hast vermutlich Recht mit deiner kritischen Haltung und hast vermutlich mehr über den Film nachgedacht als die meisten anderen.

    Denn das kritische Hinterfragen allen Materials, jeden Textes, insbesondere jeden politischen Inhaltssollte eigentlich die größte Erwartung eines Lehrers an seine Schüler sein. Schließlich ist der Erwerb einer kritischen Grundhaltung der Grundgedanke des Gymnasiums gewesen, seit diese Schulform mit der Humboldt-Reform in Preußen eingeführt wurde. Diese humanistische Forderung wird scheinbar von Lerhner dieser Tage vernachlässigt und Schüler werden bei der Erarbeitung einer freien, eigenen Meinung behindert.

    Schade, dass der "typische Rudolf" so gesehen wird. Ich glaube, man verbaut sich mit einer so einseitigen Erwartungshaltung jegliche Möglichkeit, jemanden ernst zu nehmen und aus jemandes Worten zu lernen. Aber ich glaube in dieser Hinsicht sind einige Menschen unbeirrbar!

    AntwortenLöschen
  2. Solche Menschen wie der "typische Rudolf" werden von der Mehrheit der Masse äußerst kritisch gesehen. Eben weil sie vieles in Frage stellen und sich trauen, anders zu sein.

    In Schulen wird aber LEIDER und manchmal NUR eine allgemein akzeptierte Meinung als Maßstab genommen. Leider... In Schulen lernen wir etwas bis zu einem gewissen Punkt, ab welchem dann ein Selbstentwicklungs- und Selbstfindungsprozess beginnt. Viele Lehrer können diesen Prozess jedoch nicht als einen unabdingbaren Bestandteil in der Entwicklung eines jeden Schülers tolerieren. Sie verfallen stattdessen in ihre polemischen Behauptungen, dass jegliche Anzweiflung der Standarde einen Schüler als Problemfall outet.

    In diesem Sinne: Liebe Schüler, macht euer Gymnasium fertig. Versucht dabei, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu sehr über die Kommentare der Lehrer zu ärgern. Diese sind auch nur Menschen, und Menschen lieben Normen und konventionell geprägte Ansichsweisen.
    Geht danach euren Weg und handelt nach eigenen Prinzipien. Hauptsache, ihr habt ein Zeugnis in der Tasche :)

    AntwortenLöschen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogverzeichnis