Dienstag, 27. März 2012

Alt gegen Neu: "King Kong und die weiße Frau" (1933) gegen "King Kong" (2005)

SPOILER NICHT UNVERMEIDBAR !

Ich werde mal ein neues Format ausprobieren (welches eigentlich nicht wirklich neu ist, aber das habe ich in der deutschen Szene noch nicht gesehen), nämlich "Alt gegen Neu" - heißt, dass ich ein Original mit dessen Remake vergleiche (in meisten Fällen das berühmteste/passendste dafür).

Und ich denke, dass man am besten mit dem Film startet, der einer der berühmtesten, einflussreichsten und besten überhaupt ist: "King Kong und die weiße Frau" von 1933. Genau dieser Meilenstein der Filmgeschichte war monumental und bahnbrechend in Sachen Spezialeffekte; heutzutage ist jeder Blockbuster seine Existenz diesem Streifen schuldig...selbstverständlich ist dieser Film auch wegen seiner Variation der Story um die Schöne und das Biest zeitlos. Natürlich musste dieses Meisterwerk zahlreiche weitere Fortsetzungen/Adaptionen/Remakes gebären und keines davon schien auch nur halbwegs des Originals würdig zu sein bis zur 2005er Version von Peter Jackson, die für viele sogar die bessere ist als das Original. Welche nun die wirklich bessere ist ?

Das Ganze wird im Prinzip so verlaufen: Ich "breche" die Filme an sich analysenhaft auseinander in die Elemente, in denen sich beide am besten vergleichen lassen. Sachen wie die Protagonisten, Nebencharaktere und Story sind dabei Standard. Fangen wir daher zuallerst mit dem Star an, dem König aller Gorillas !

King Kong: Im Original musste Stop-Motion-Experte Willice O`Brien alle nur möglichen Ideen umsetzen, um Kong lebendig werden zu lassen und das Ergebnis ist Filmgeschichte. Wenn man zu damaligen Zeiten auf solch unerhörte Sachen gekommen ist wie das Mixen der Aufnahmen, das Projezieren der einen Aufnahme in die andere und natürlich erstklassige Stop-Motion-Arbeit in Verbindung mit einzelnen Modellen von Kopf und Arm, dann muss man ein Genie sein - diese Effekte haben für mehrere Jahre in die Zukunft ihre Spur hinterlassen und sind auch heute noch aufwendiger als man denkt. Kong selbst ist sehr animalistisch: Er handelt strikt instinktiv, wenn er sich und Ann beschützen will; sein Gesichtsausdruck ist plump und nichtssagend; kurzum unvorhersehbar und im Verlauf der Geschichte ein Tier, das aus seiner Umgebung rausgenommen wurde, was auch seinen Wutausbruch später erklärt.

Der Kong im Remake ist durch das Motion-Capture-Verfahren entstanden und wird von Andy Serkis verkörpert (Gollum in "Herr der Ringe"), der ja seinerseits ein Meister in diesem Gebiet ist. Deswegen wirkt dieser Kong um einiges menschlicher; man kann praktisch jederzeit seine Emotionen vom Gesicht ablesen. Manche würden dies als negativ bezeichnen, aber Gorillas sind den Menschen in ihrem Verhalten sehr ähnlich und können ebenso wie diese ihre Gefühle ausdrücken, sogar Beerdigungen sollen unter ihnen stattfinden. Daher kann ich auch mit dem neuen Kong besser mitfühlen und er tut mir auch mehr leid als der im Original...denn mal ernsthaft: Ich kann den mit diesem breitem Grinsen nicht immer ernst nehmen. Punkt für das Remake !

Ann Darrow: Die Wahl fällt mir hier wesentlich einfacher als die vorherige. Fay Wray im Original ist zwar irgendwo liebenswert und optimistisch, aber sie scheint mir einfach zu sehr auf gutes Aussehen und das Schreien um Kong reduziert zu sein. Naomi Watts im Remake dagegen muss für ihr Überleben bei Kong kämpfen, indem sie ihn unterhält und nicht einfach nur schön aussieht. Außerdem scheint sie dialogtechnisch etwas mehr Entwicklung zu bekommen als die Darrow im Original und ist weitaus interessanter, weil sie mehr riskiert. Erneut Punkt für das Remake !

Nebencharaktere: Die wichtigsten sind natürlich der Regisseur und der spätere Freund. Im Original ist der Freund (Bruce Cabot) ein antifeministisches Arschloch (so wie Matrosen damals halt dargestellt wurden), das sich im Laufe des Films wandelt und der Regisseur (Robert Armstrong) ein kaltblütiger Psychopath, der mit seiner ruhigen und bestimmten Art jeden dazu kriegen würde über die Klippe zu springen, wenn es bei der Aufnahme gut aussehen würde.

Im Remake wird der Freund von Adrien Brody und der Regisseur von Jack Black gespielt...beides Fehlbesetzungen meiner Meinung nach. Brody kommt stets so rüber, als ob er schlafwandeln würde; er ist zwar kein Arschloch wie der im Original, aber er hat einfach mal nichts Besonderes zu bieten, was ihn als Charakter auszeichnen könnte (einfach leblos der Kerl). Ich mag Jack Black, aber er ist ein Komödiant und das passt nicht in seine Rolle rein. Er scheint sich immer so offensichtlich zu verstellen, sei es mit den großen Augen wenn er aufgeregt ist oder der gehetzte Ton beim Reden (wirkt nicht wirklich suspekt, eher lächerlich).

Der Rest der Crew im Original ist...so gut wie nicht da, weil sie praktisch alle gleich ausehen; im Remake haben wir dagegen einen klasse Koch (erneut von Andy Serkis) und ansonsten eher richtig blasse Nebencharaktere. Auf dem Papier macht das 2:1 für das Original, also bekommt es auch den Punkt in dieser Kategorie; vor allem weil der männliche "love interest" und der Regisseur größeren Teil am Film haben als alle anderen Komparsen. Punkt für das Original !

Special Effects: Wie schon im "Kong"-Teil erwähnt war das Original bahnbrechend in Sachen Effekte und hat im Prinzip jeden Blockbuster nach ihm geprägt und das Filmgenre für immer verändert (ob zum Positiven darf diskutiert werden). Heutzutage wirken diese Effekte aber weniger spektakulär, sondern eher lächerlich für den allgemeinen Zuschauer dessen Iris vom letzten "Transformers"-Film reichlich gereizt wurde. Nichts scheint wirklich real zu wirken...wenn man allzu viel Realismus erwartet, was selbst unrealistisch ist. Viele scheinen zu vergessen, dass der Film von 1933 ist und man damals keine Computer hatte, um die Effekte zu machen - alles wurde von der Hand mit viel Kreativität und Liebe gemacht.

Im Remake sind alle Effekte computeranimiert und ich habe grundsätzlich nichts gegen Computeranimation...wenn es richtig gemacht wird. Hier war es glücklicherweise kein "Kampf der Titanen", aber es war schmerzhafterweise (gerade weil es Peter Jackson ist und die Effekte in "Herr der Ringe" besser waren) nur Durchschnitt. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das Animieren kein einfacher, sondern ein aufwendiger Prozess ist. Aber jetzt ernsthaft: Unglaubliche Effekte (für seine Zeit) oder "nur" Standard (für seine Zeit) ? Punkt für das Original !

Story: Das Remake gibt seinerseits eine Art von Vorgeschichte, bevor die ganzen Charaktere auf Skull Island auf Kong treffen; man sieht wo Ann gearbeitet hat und wieso der Regisseur auf die Insel muss. Zudem gibt es mehr vom Boot zu sehen...etwas zu viel. Es dauert gefühlt eine Stunde, bis man endlich auf der Insel ankommt und weil es außer dem Koch und vielleicht noch dem Kapitän keine weiteren außerordentlich interessanten Charaktere gibt, wird die Bootsfahrt zu einem kleinem Schnarchfest (man darf das Hinauszögern ja nicht übertreiben). Es gibt auch außerdem einige wirklich seltsame Stellen, die einfach nichts beitragen (das Treffen auf die Eingeborenen, die Schreibmaschine-Szene, usw.). Dafür sieht man in diesem Film die Verbindung zwischen Ann und Kong etwas menschlicher ausfallen als im Original, wo es eher wie Kong selbst animalistisch ist.

Das Original selbst beschränkt sich nur auf die Story, fackelt nicht lange herum und braucht auch keinen unnötigen Schnickschnack, um zu überzeugen. Das Remake hat wirklich viele gute Sachen, aber das Original ist im Gesamtpaket der besssere Film - er weiß, was er will und bringt es ziemlich gut (gar zeitlos) rüber.

Fazit: Das Original von 1933 ist der bessere Film !

P.S.: Da ich nicht weiß, wie dieses neue "Format" rüberkommt, wäre es nicht schlecht, wenn es Feedback dazu gäbe. Danke sehr für das Lesen !

Sonntag, 25. März 2012

"Zusammen ist man weniger allein" ("Theater-Gruppe HUMA 2012")

Nach den Autoren waren also nun die Schauspieler dran, ihre Leistungen der Allgemeinheit zu präsentieren. Dieses Jahr war eine Umsetzung des französischen Romans "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda dran und was soll ich sagen...ich wurde bei meiner Vorstellung am Freitag nicht enttäuscht !

Zuallererst von hier aus ein anerkennendes Nicken an die Kuchenspender, Sektausgeber und generelle Aufsichtspersonen, die mit ihren frivolen Mundwinkelzügen mich fast zu ihren Angeboten überredet hätten und auch dem tapferen Jungen in der Nähe des Ausgangs, der standhaft mit dem Spendentopf für die Abikasse da stand. Dasselbe gilt auch für all die, die hinter den Kulissen gearbeitet und uns Zuschauern das Spektakel so schmackhaft gemacht haben wie es war ! (Und einige von euch meinten, eure Arbeit würde nicht gewürdigt werden...)

Bevor ich zu den Schauspielern komme, resümiere ich kurz die Handlung, um folgende Zeilen der Rezension erträglicher zum Lesen zu machen: Philibert, ein stotternder Postkartenverkäufer in einem Museum, lebt in einer fast schon antiken Wohnung. Er tut es aber nicht alleine, sondern hat auch einen Mitbewohner namens Franck, der leidenschaftlicher Koch und Motorradfahrer ist. Durch einen Zufall stößt Camille zu ihnen und stellt nebenbei alles auf den Kopf und da ist noch Francks Oma Paulette, die alleine im Krankenhaus ist...

Keinerlei Respektlosigkeit gegenüber den anderen Schauspielern, ihr wart alle wirklich gut, aber ich persönlich fand Herrn J. als Philibert und Herrn C. als Franck am besten. Vielleicht lag es daran, dass die beiden am meisten zu sehen waren oder weil sie für mich perfekt gecastet wurden - fest steht, dass das Duo wirklich Eindruck bei mir hinterlassen hat, also einen wirklich gewaltigen. Beide haben es für mich geschafft, Drama und Komödie in einer Performance zu vereinen; ich habe nie Schauspieler, sondern reale Leute gesehen und das macht für mich eine sehr gute Performance aus. Bei den anderen gab es immer 1-2 Momente in denen ich wusste, dass es Acteure sind und das war nicht so gut (trotzdem sehr gut !). Außerdem war ich beeindruckt, wie man bestimmte Effekte hinbekommen hat (erneut Kudos an die Leute hinter den Kulissen !), sowie die generelle Atmosphäre, die man kreiert hat. Um ehrlich zu sein, fand ich den Schluss irgendwie abrupt...sei es weil ich gerne mehr gesehen hätte oder weil die Geschichte nicht ganz erzählt wurde (ich tendiere entschieden zum ersteren !).

Sorry wenn es kurz war, aber ich kenne mich nicht im Theaterwesen aus und glaube, alles gesagt zu haben. Fazit: Mir hat`s gefallen und ich würde gerne die Truppe ein weiteres Mal sehen ! Tolle Arbeit !

Donnerstag, 22. März 2012

"Extrem laut & unglaublich nah"

Story: "Hugo Cabret" + 9/11. Jep, so ziemlich...

Ähm...alles das, was "Hugo Cabret" richtig gemacht hat, wird hier falsch gemacht. Aufgebauschte Dramatik, künstliche Morallektionen und dieses erbärmliche Bitten um den Oscar (nicht Protagonist, sondern den "Academy Award"). Eins muss klargestellt werden: Nur, weil man einen Film um 9/11 macht, heißt es nicht, dass er automatisch gut wird oder noch viel mehr, den Oscar für "Bester Film" einheimst (einer der größten Witze der diesjährigen Verleihung). Das Ganze wird manchmal fast so lächerlich wie ein Sandler-Film, der einfach nur zu sehr versucht, einem die Süße die Gurgel runter zu stopfen. Und bei allem Respekt für Tom Hanks und Sandra Bullock: Ihr beide wart schon mal (viel) besser als das hier.

Sorry, dass ich mich hier nur allzu kurz fasse, aber ich würde mich ansonsten nur wiederholen und ständig aus der "Hugo Cabret"-Kritik zitieren, während ich die dortigen Aussagen negieren müsste.

Fazit: Ich mag keine Filme, die mich auf den Knien anbeten, sie zu mögen, daher mag ich auch diesen Film nicht. Jedes Detail nur ekelhaft süß zu gestalten, macht aus dem Film bei weitem keinen sehr guten Film und schon gar nicht einen "Oscar"-Gewinner. Sehr, sehr enttäuschend und vergesslich.

Nachtrag vom 23.03.2012: Mit der "Süße" ist das gemeint, was man im zweiten Satz des ersten Paragraphen lesen kann. Zudem kann ich es persönlich nicht ausstehen, wenn mich ein Film zum Gefühl auf diese billige Weise zwingt und ja, eigentlich ist es "Hugo Cabret + 9/11": Junge verliert Vater und denkt, dass er ihm was hinterlassen hat. Dann noch das Ende...wie eines dieser ekligen Bubble-Teas: Viel zu süß und ungenießbar.

"Gefährten"

Story: Ähm...Freundschaft zwischen einem jungen Mann und seinem Gaul/Pferd ? Und das während des 1. Weltkriegs ?

Hm...zu hören, dass Spielbergs nächster Film nach "Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" ausgerechnet ein Pferdefilm zu Zeiten des 1. Weltkriegs wird...war kein allzu optimistisches Zeichen. Denn ernsthaft: Wieso ein Pferdefilm, wenn man langsam wieder versuchen könnte, seine durch "Indy 4" zerstörte Reputation wieder aufzubauen ? Also ist "Gefährten" ein schlechter Film ?

Genau das ist das Allerschlimmste am Film: Man kann ihm nichts vorwerfen, es gibt nichts halbwegs Interessantes an ihm, alles ist so auf Standard gestellt. Das Drama ist genau das, was man sich durch den Trailer vorstellt, es gibt reichlich portionierten Patriotismus und einen eigentlich guten John Williams-Soundtrack. Das war`s für mich, denn ich bin kein Pferdefan und vom Weltkriegsszenario wird keine neue Seite gezeigt - man sieht schon praktisch Gesehenes. Die Cinematographie ist Spielberg-typisch exzellent und alle Elemente wie Charaktere, Story und Konflikte sind O.K. Ob O.K. genug für Spielberg ist, glaube ich persönlich allerdings nicht...ebenso sehr wie der Quatsch, dass dieser Streifen für zahlreiche Oscars nominiert wurde, u.a. auch für "Bester Film", wo er absolut nichts zu suchen hat.

Fazit: Keine Ahnung, ob Spielberg mal wieder einen Oscar haben wollte, aber diese sichere Art, sich bei der Academy und den Zuschauern einschleimen zu wollen ist...einfach nur ernüchternd. Wenn ihr Pferde-Fans seid, dann ist`s eurer Film und wenn nicht...dann eher nicht. Schlecht ist er aber keineswegs, nur Durchschnitt.

Nachtrag vom 23.03.2012: Ich habe bewusst wenig zur Story geschrieben, weil der Trailer im Prinzip die ganze Story für einen erzählt. Es ist erstmal ein Aufwachsen von Junge und seinem Pferd und dann kommt der Weltkrieg und beide werden öfters getrennt, nur um zusammengeführt zu werden. Das Ganze ist unglaublig auf Schnulze getrimmt, was so gar nicht mein Fall ist. Zudem ich seit "Saving Private Ryan" noch nie so viel "Heil Amerika !" bei Spielberg gesehen habe, so in den Kriegsszenen.


Mittwoch, 21. März 2012

Wunschkritik: "Fight Club"

Story: Der Protagonist (der keinen Namen hat) leidet an Schlaflosigkeit und der Tristesse des Alltags, weswegen er heuchelnd eine Selbsthilfegruppe besucht. Richtig interessant wird es aber erst, als ein gewisser Seifenhändler namens Tyler Durden in seinem Leben auftaucht...

Oder es wird auch interessant, über einen der persönlichen Lieblingsfilme zu reden, weil man dann herrlich die Objektivität testen kann. Aber eines tut mir schon im Vorfeld leid: Ich habe die erste Regel von "Fight Club" gebrochen, weil ich hier nun darüber reden soll.

Es ist allgemein schwer, einen Film wie "Fight Club" artgerecht zu erwähnen, denn er ist bei weitem nicht der Einfachste für sowas. Ähnlich solchen wie "Fear and Loathing in Las Vegas" und doch anders. In beiden Filmen ist man als Zuschauer trotz einiger recht unwohler Bilder darauf getrimmt, gar trainiert, weiterzuschauen - eine vollkommene Hingabe dem Medium hin, die einen selbst zum Protagonisten mutieren lässt. Nicht, dass man auch anfängt, Drogen zu nehmen oder illegale Kampf-Clubs zu gründen, aber dass man nachvollzieht und versteht, der totalen Manipulation nachgibt; anders kommt der Zuschauer auch nicht rein.

Es ist manchmal schon interessant zu hören, welche multischichtigen Interpretationen dieser Streifen so alles aus dem Boden stampft: Von maso-faschistischer Cineasten-Orgie bis zur artistisch-nihilistischen Philosophielektion. Es geht nicht anders als den Charakter Tyler Durden und seine Ideologie zu hinterfragen oder seiner gezielten Anarchie nachzugeben - man ist entweder einer vom Fight Club oder man rennt vom Spiegelbild davor. Denn in meinen Augen stellt Fincher mit Durden eine verdammt ungemütliche Frage, nämlich woher der moderne Mensch die Motivation zur puren Gewalt nehmen kann, die ihn durch einen gewissen Grad der Selbstaufgabe freier von anderen und doch wiederum gefangen in einem schier kongenial konstruiertem Chaos macht.

Die Antwort darauf hätte wegen des im gleichen Jahr stattgefundenen Massakers von Littleton gar nicht unpassender ausfallen können und doch finde ich sie durchaus plausibler, als die Schuld auf Medien wie Bücher, Filme oder auch Videospiele zu schieben. Es ist so derartig kompliziert wie simpel: Menschen sind die Ursache für Gewalt und nicht irgendwas anderes. Und wenn das wie in diesem Film so derartig gut rüberkommt in Form von schwarzem Humor, viel Sarkasmus und bitterem Spott gegenüber der "political correctness", dann sollte es mehr Filme von mit dieser Aussage geben ! Ich habe bewusst nichts über die Darsteller oder Ähnliches geschrieben, weil es Fincher-typisch bis ins letzte Detail perfekt ist (das ist DER Film, wegen dem ich Brad Pitt als Schauspieler respektiere) und die düstere Atmosphäre ist nicht was für jeden.

Fazit: "Fight Club" ist überhaupt nicht leicht anzuschauen und bietet Spielfläche für zahlreiche Schlüsse und Diskussionen, ist im Idealfall eine zynische Tour de Force mit erstklassiger Darstellung der Hauptcharaktere und biedert den Zuschauer praktisch an, über ihn zu urteilen. Meiner Meinung nach Finchers bester Film !

Sonntag, 18. März 2012

"Ziemlich beste Freunde"

Story: Der reiche und querschnittsgelähmte Philippe sucht einen richtigen Pfleger für sich und sucht sich ausgerechnet Ex-Knacki Driss aus, der einfach nur ungeeignet ist wie es scheint. Und keiner der beiden ahnt, dass sich hier schnell eine wahre Männerfreundschaft anbahnt...

Jeder hat ihn gesehen, er dominiert die deutschen Kinocharts seit halber Ewigkeit - alle lieben den Film und haben ihn vorschnell zu einem Meisterwerk erklärt. Was denke ich darüber ?

Nun, ich finde den Film insgesamt sehr gut, weil er es schafft, Drama und Komödie eindrucksvoll zu verbinden, aber nicht in dem perfekten Spagat, wie es alle anderen Kritiker so herrlich darstellen. Der Film hat auch Schwächen, was ja eh auf 99% aller Filme zutrifft, sogar die meisten, die ich als Lieblingsfilme bezeichnen kann. Manche würden es "Beschweren auf höchstem Niveau" nennen, aber die Welt ist nunmal grausam.

Der Film basiert zwar auf einer wahren Geschichte, aber beim näheren Hinsehen erkennt man, wie sehr die Macher des Films getrickst haben. Glücklicherweise ist Omar Sy (Driss) ein berühmter schwarzer (!) Comedian in Frankreich und muss hier mit Francois Cluzet, einem weißen (!) Schauspieler zusammenspielen. Es geht mir hier nicht darum, die Hautfarben als Kritikpunkt darzustellen, aber ist es nicht äußerst interessant, wie man den Gegensatz zwischen den beiden unähnlichen Freunden darstellen wollte ? Einfach nur ein sehr interessanter Zufall oder geschicktes Kalkül ?

Außerdem ist da noch die eindeutigste Vorhersehbarkeit und "Happy End"-Sache, die einem unfreiwillig am Ende einfällt. Erneut: Der Film ist an sich tadellos gemacht worden, aber bis auf 1-2 Sachen absolut auf Massenbefriedigung aus und ohne allzu tiefe Konflkte. Ob es dem Streifen am Ende nützt oder schadet, sollte wie immer der Zuschauer erwartet.

Fazit: "Ziemlich beste Freunde" ist nichts wirklich Neues und so ziemlich das, was man sich darunter vorstellt - unterhaltsam, witzig und auch irgendwo inspirierend. Das sofort als Meisterwerk abzutun wäre etwas voreilig, aber Publikumsliebling ist er allemal !

Vom Autor für Autoren ("Kreatives Schreiben am HUMA 2012")

Zuallererst: Hätte nie gedacht, so ein Feedback für einen Beitrag zu bekommen. Nicht, dass alles unbedingt in Honig geschmiert sein muss, aber das war schon sehr...interessant. Mal wollt ihr mich weniger kritisch haben und nun war ich nicht kritisch genug. Ziemlich wählerisch, das Publikum^^

OK, dann fange ich an dieser Stelle damit an, die Atmosphäre des Abends zu beschreiben: Das Publikum war in der Bibliothek etwas halbkreisartig um ein improvisiertes Podest verteilt, wobei am Podest selbst eine Lampe (vom Vorträger ausgesehen) von links nach rechts leuchtete. Dummerweise saß ich genau im Leuchtstrahl dieser Lampe, weswegen ich die Autoren meistens eher hörte als sah...aber das wollt ihr alle ja nicht hören, ihr wollt alle stattdessen, dass ich die Werke der Autoren an sich kritisiere.

Bevor ich das aber tu (jaja, ich ziehe es hinaus, ich weiß), möchte ich eins sagen (was eigentlich selbstverständlich ist): Meine Bewertungen sind rein subjektiv und haben rein gar nichts zu bedeuten. Nur weil ich eine/mehrere Geschichte(n) nicht gut fand, heißt es nicht, dass sie schlecht ist/sind. Nicht, dass ich mir dann nachher Vorwürfe anhören muss. Und ich werde auch keinen beim Namen nennen, lediglich andeuten. Ich mach es nach der Reihenfolge, wie sie alle im beigelegten Heft stehen (danke dafür !).

"Der böse Zufall": Klang für mich nicht wie der billigste Horrorfilm (Mädels werden an einem Abend Opfer von bösen Zufällen), sondern sogar besser als der Großteil aller "Fear Streets" (DAS sind so ziemlich die klischeebelasteten Horrorgeschichten überhaupt). Fand ich insgesamt solala, aber das Ende...ist für mich viel zu abrupt.

"Die Geschichte darüber, wie Wim sich des Nachbars Kater annahm": Der Stil war einfach klasse, denn ich sehe in letzter Zeit viel zu selten, dass jemand so geschickt Ausdrücke in Sätze verpacken kann. Dabei klingt es auch nicht erzwungen, "gekonnt" ist das treffsichere Stichwort für diese umständliche Beschreibung einer klasse Kurzgeschichte.

"Familienidylle": Irgendwie stehe ich dieser Geschichte gespalten gegenüber. Ich weiß nicht, ob ich es als eine Art ausdrucksstarken Hilferuf deuten soll (wahrscheinlich denke ich aber auch zu weit) oder als eine clevere Nachmittagsarbeit getarnt als Frauengeschichte und doch so präsent in unserer Gesellschaft (ich kenne selbst einige solcher Leute). In jedem Fall finde ich sie sehr interessant, könnte man vielleicht etwas weiter ausbauen, aber dann will ich auch ein Buch sehen !

"Die Zeit der Stinte" (kein Rechtschreibfehler, so steht es auch im Heft): Ich glaube, dass die Autorin das Zähe der Ehe einfangen wollte. Der Zeitpunkt, wo beide am Ende ihres Lebens und einander satt geworden sind und doch keiner der beiden in der Lage ist, dem nun entstandenem Vakuum zu entkommen. Mann und Frau fühlen sich immernoch, wenn auch widerwillig, aneindander gebunden, auch wenn die Zeit diesen Bund längst rostanfällig gemacht hat. Ist nicht so mein Fall, fand ich aber dennoch gut.

"Hast du immer noch so lange Haare ?": Das sollte eine der ersten Überraschungen des Abends werden, denn so eine Story habe ich vom Autor nicht erwartet. Ein Junge schreibt aus der Perspektive eines Mädchens ? Ja...ich fands nicht wirklich gut, ich kam einfach nicht in die Geschichte rein. Das Ganze klang für mich irgendwann einfach nur zu durcheinander (Anonymous, Stalker ?), obwohl ich bei der Stelle, wo die Protagonistin die Schule sieht, ziemlich breit grinsen musste. Wirklich nicht mein Fall, ich habe einfach nicht gesehen, wohin es abdriftet.

"Nominalprotest": Das ist eine der Geschichten, die man nicht vorgelesen hat, die aber im Heft gelandet sind. Und...es klingt wie eine dieser Frauen-Sitcoms. Sie haben ihr Publikum und ich gehöre nicht dazu, von daher...mag ich diese Geschichte überhaupt nicht. Meiner Meinung nach hätte man die Bar-Geschichte dieses Autors reinnehmen können, die hatte wenigstens Konflikt und eine sehr toll beschriebene Atmosphäre.

"Endlich zurück": Keinerlei Respektlosigkeit gegenüber der Autorin (was sie hoffentlich auch nicht so auffassen wird), aber ihr Werk kam für mich rüber wie eine Kindererzählung. Wenn es beabsichtigt war, dann ziehe ich den Hut vor ihr und wenn nicht...erneut, war nur meine Wahrnehmung. Und an Kindererzählungen ist an sich nichts auszusetzen, aber ich persönlich kann nicht mehr sehr viel damit anfangen.

"Der Trott und die Maus": Vielleicht liegt es daran, dass ich den Autor sowieso schon als Philosoph ansehe, aber das hier war eindeutig durchdacht und nichts schien dem Zufall überlassen worden zu sein; praktisch Schritt für Schritt geplant, ebenso wie alle möglichen Interpretationen, die man so wahrnehmen kann. Fand ich klasse !

"Große Vögel": Unbestritten ist hier der Einfluss von "Der Zauberer von Oz" und "Herr der Ringe", deren Muster sich hier erkennen lassen. Das Problem war einfach nur, dass es eine gute Einleitung war, die auf eigenen Füßen nicht als Geschichte durchgehen kann. Wenn, dann müsste man das Universum in folgenden Kapiteln expandieren und nicht bei den Adlern stehenbleiben. Wie gesagt: Gute Einleitung/Exposition, als eigenständige Kurzgeschichte würde es für mich nicht funktionieren.

"Das antike Theater von Ephesos": So ziemlich meine Sichtweise bei vielerlei antiken Amphitheatern. Kurz, bündig, toll !

"Der Parkbesuch": Ich hab`s nicht geschnallt. Ehrlich nicht.

"Die Angst des Tantalos": Ich weiß nicht, ob die Autorin David Lynch kennt, aber wenn: Ich weiß jetzt, wo die Inspiration lag^^ Surrealer Alltag unter Einfluss von griechischer Mythologie...me gusta ! Auch wenn`s am Ende im Kopf kribbelt^^

"Der Tod des Erpels": Jetzt will ich erst recht ein Buch von diesem Autor sehen, ein richtiges und nicht nur eine Kurzgeschichte ! Man merkt, wie belesen der Verfasser ist und das unbedingt an ein Publikum abgeben muss...alles andere wäre ein Verbrechen ! Das geschickte Kombinieren von Fremdwörtern, Ausdrücken und allerlei sprachlicher Mittel machen diese Geschichte zu einem genüsslichem Potpourri.

"Für immer": Kann ich nachvollziehen und sogar mitfühlen (man mag es kaum glauben). Auch hier schließe ich persönliche Erfahrungen der Autorin nicht ganz aus. Jetzt weiß ich wenigstens, wieso sie "Die Volksmop Queen" des Kurses genannt wurde.

"Die Schwierigkeit zu trauern": Voilà Autor Nr. 2, von dem ich ein Buch sehen will. Ernsthaft Junge, setz dich sofort dran und schreib eins, ich würds kaufen ! Einfach nur, weil ich mal wieder ein Buch mit einer normalen Handlung von einem normalen Menschen lesen will, kein Over-the-top-Zeug und auch keinen Schlaumeier-Scheiß.

"Die Volksmop Queen": Kann mich einfach nicht hineinversetzen, sorry. Vielleicht weil ich ein Mann bin, vielleicht weil ich es einfach nicht kapiert habe oder vielleicht weil ich es noch weitere 5 Mal lesen muss, um es ins Kleinhirn eingebrannt zu bekommen. Nicht mein Fall.

"Die Ratten": Dasselbe wie bei "Endlich zurück". Aus der Autorin könnte wirklich eine gute Kinderbuchautorin werden.

"Eine traumhafte Begegnung": So ziemlich das Werk des Abends, das den Autor am besten beschreibt. Ich kann mich nicht damit identifizieren, aber es gibt ein Publikum für solche Geschichten, soviel ist sicher.

"Blass wie der Schnee": Und da ist wieder mein weiblicher David Lynch, der gekonnt vom "Schneewitchen"- zum "Verworrene-Stadt"-Szenario wechselt^^ Ich fand`s aus seltsamen Gründen ziemlich unterhaltsam, vor allem wegen diesem subtilem Wechsel.

"Liftgeburten": Der Autor ist wohl in ziemlich vielen Aufzügen gewesen oder ich kann mich vollständig mit dieser Sichtweise identifizieren. Mir gefällt es, sei es wegen ersterem oder zweiterem.

"Im Vakuum": Ähm...tiefgründig ? (Im Ernst, ich weiß irgendwie nicht.)

Aus Platz- und Zeitgründen habe ich die Gedichte und die Sachen des Kursleiters ausgelassen. Hoffentlich habe ich diesmal jeden zufriedengestellt, wobei ihr alle eins wissen müsst: Ich als Autor hätte es vermutlich nicht geschafft, mich selbst in ein Thema reinzuzwingen, schreibe immer nach Lust und Laune. Von daher großer Respekt von Kollege zu Kollegen und danke, dass ich an euren Geschichten (exklusiv vorgetragenen oder nicht) teilnehmen konnte !

Dienstag, 13. März 2012

"Hugo Cabret"

Story: Hugo Cabret ist ein 12 Jahre alter Junge und lebt mit seinem Vater, einem talentiertem Uhrmacher für ein Museum, im Paris der 1930er. Dieser stirbt aber bei dem Museumsbrand und hinterlässt Hugo einen menschenähnlichen Apparat mit Schreibtisch, Tinte und Feder. Daraufhin wird Hugo von seinem Onkel, der Bahnhofsuhren repariert, adoptiert, verschwindet aber auch (der Junge hat`s echt nicht leicht) und nun muss er ganz alleine das Rätsel um den Apparat lösen...

Bevor ich diesen Film sah, kamen erstmal reihenweise phenomenale Rezensionen. Egal wo man hinsah, man sah A+, 10/10, 100/100 und alle möglichen Bestwerte, die Kritiker so vergeben. "O.K.", sagte ich mir, "dann schau ich mir mal dieses Meisterwerk an, wenn es ach so toll sein soll". Und was soll ich sagen...es war für einen Filmfan ein wirklich magisches Erlebnis wegen toller Story, klasse Schauspielern, der wunderschönen Cinematographie und auch noch der beiläufigen Geschichtslektion in Sachen Film (was auch mehrere Anspielungen bedeutet).

In vielerlei Hinsicht ist dieser Film dem "The Artist" ähnlich, obwohl diese so unterschiedlich sind: "Hugo" ist in Farbe, mit allerlei Ton, nutzt das 3D und ist als Familienfilm vermarktet (was er natürlich nicht wirklich ist); "The Artist" richtet sich schamlos an Filmliebhaber und versucht auch nicht, diese Tatsache zu verstecken. Beide Filme zollen Tribut an ihre respektiven Vorlagen: "The Artist" als Originalwerk an die "Goldenen 20er" und "Hugo Cabret" als Buchverfilmung an die Anfänge des Films und vor allem an einen DER Pioniere des Films, Georges Méliès. Er gilt allgemein als der Erfinder der Narrative in Filmen und hat etliche Hunderte Filme gedreht, sein berühmtester ist zugleich der allererste Science-Fiction-Film: "A Trip to the Moon" von 1902, hauptsächlich nach den ähnlichen Geschichten von Jules Verne und H.G.Wells gemacht (Weltklasse-Autoren !).

Fazit: Ich habe es schon mal damals gesagt und ich sage es gerne noch einmal hier auf dem Blog: Scorcese liebt sein Medium und lässt uns alle dran teilhaben. DIE Art von Liebe zu einem Medium ist rar gesät, weswegen man Filmen wie diesem und "The Artist" dankbar sein sollte. Denn diese erinnerten mich, wieso ich Filme mag und wozu sie fähig sind.

P.S.:

Freitag, 9. März 2012

Mal ein paar Updates

Wegen der Vorabiklausuren, sowie wegen dem Disney-Overkill im Februar musste mal ein bisschen Pause her...heißt aber nicht, dass ich vollkommen weg bin. Es gibt sogar ein paar neue Ideen, die ich (vielleicht) umsetzen werde.

1. Natürlich die obligatorischen (normalen) Filmkritiken, da komme ich noch rein.

2. Möglicherweise noch ein zwar nicht komplett neues Konzept, aber dennoch interessant: Alt gegen Neu, heißt dass ich ein Original mit dessen Remake etwas analysenartig vergleichen werde um am Ende zu sagen welcher Film der bessere ist.

3. Dann ist da noch ein Vorschlag, eine Art Logbuch zu einer Leseerfahrung der besonderen Art zu führen. Es soll einen tragischen Fall dokumentieren, die Leute anständig warnen. Ja, die Buchreihe ist schon was...Berühmtes.

4. Wunschkritiken wurden nicht vergessen und ja, ich nehme immer noch welche an !

5. Auch die Idee der Serienanalyse wurde noch nicht fallengelassen. Ich überlege mir nur, wie man das am besten gestalten kann.

Das war`s erstmal mit der kurzen Zwischenmeldung, Anregungen und Kritik sind immer willkommen !

Montag, 5. März 2012

04.03.2012 - Ein Kommentar meinerseits

*Achtung: Um mich auf keinen Fall misszuverstehen, bitte den Post genau durchlesen, bevor mir zweifelhafte und uneindeutige Vorwürfe an den Kopf geworfen werden. Ja, ich gucke ab und zu das russische Staatsfernsehen, lese Beiträge russischer Blogger und habe den Wahlvorgang seit dem Dezember etwas beobachtet, leider nicht allzu tiefgründig (dafür fehlen mir einfach Jahre der Erfahrung, sowie das allgemeine verstärkte Interesse an der Politik). Verzeiht mir also die wahrscheinlich mehr als offensichtliche Trivialität beim Behandeln dieses Themas.

Gestern geschah mal wieder ein historisches Ereignis für das noch vergleichsweise junge Russland: Es gab mal wieder Präsidentschaftswahlen, die genauso vorhersehbar waren wie die Reaktionen des Westens. Sofort kamen Vorwürfe von Manipulationen, von Wahlbetrug, von "kollektiver Verarsche", vom "Beschiss der Nation". Wie von der Opposition, so auch von westlichen Beobachtern/Kommentatoren. Aber ist alles wirklich so einseitig wie man es momentan um die Ohren gehauen bekommt, insbesondere von der höheren Instanz, die ich hier nicht weiter erwähnen will ?

Einem werde ich sicherlich zustimmen: Putins Methoden waren in der Vergangenheit und sind noch immer sehr unsauber und der Fakt, dass sich so ein Mann für weitere 6 Jahre an die Macht bindet wie er, ist für mich unangenehm. Doch hier kommt das Besondere: Ich kann schwer sagen, dass ich seinen Kurs verurteile oder generell seine Position. Man mag mich dafür in jede mögliche Schublade stecken, aber ich denke wirklich, dass Wladimir Putin zurzeit der richtige Präsident für Russland ist. Lasst es mich bitte erklären, bevor ihr alle vorschnell urteilt.

Für alle, die nichts Wesentliches mit dem größten Land der Erde anfangen können: Russland hatte eine sehr bunte Geschichte in allerlei Faktoren und ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf einem Scheideweg, der nicht voraussehen zu sein scheint. Der Einfluss der UdSSR auf Russland selbst wiegt noch sehr schwer, ebenso das Chaos der 90er und der Versuch der Neuorientierung der 00er, kurz gesagt - das Land hat immernoch keine bestimmte Identität, da es von so vielen Völkern, Ideologien und Problemen geprägt ist wie kaum ein anderes Land.

Es ist auch wichtig zu verstehen, wie ein Russe so tickt. Es mag vielleicht lächerlich und stereotyp klingen, aber die Mentalität eines Deutschen und eines Russen ist schwer vergleichbar (eben wegen den total unterschiedlichen Einflüssen aus der Geschichte). "Aber Geschwisterrassen (was Deutsche und Russen sind !) zu vergleichen, das hat doch mit dem Thema nichts zu tun" würdet ihr sagen. Und genau jetzt kommt der springende Punkt, den ich nur allzu häufig bei den Feedbacks vermisst habe.

Mehreres spricht für einen Präsidenten wie Putin: Historisch und mentalitätsbezogen braucht Russland einen "starken Mann" (jetzt bitte nicht sofort DEN Vergleich bringen, lasst mich noch weitererklären !) an der Spitze, der es international auf einer Augenhöhe mit Europa, USA und China präsentieren könnte. Nicht eine auswechselbare Figur (wie Medwedew, dessen Ansichten sich nur geringfügig unterschieden und eher national fixiert waren), sondern eine eigenständige Persönlichkeit, die keine Angst davor hat, die eigene Meinung zu äußern, anstatt der USA alles nachzuplappern. Putin ist eben dieses Symbol eines eigenständigen Russlands, das keinerlei Einmischung in die Innenpolitik mag und das dem Westen aufgrund jüngster Vorschläge (NATO-Raketenabwehrschild in Osteuropa) misstraut. Er ist wie ein Stiefvater für dieses achso schwer zu erziehendes Kind, dem er zu seinen ersten beiden Amtszeiten viel Selbstbewusstsein zurückgegeben hat und dem er wahrscheinlich langsam die alte Stärke zurückgeben wird.

Egal wie viele Leute wegen "unfairen Wahlen" trauern werden, Europa ihrerseits braucht ein stabiles Russland, das es ständig mit Öl und anderen Gütern versorgen kann und Putin steht (auch wenn ich es zähneknirschend zugeben muss) für Stabilität und Kontinuität. Es gibt mit ihm keine plötzlichen Neuausrichtungen und allzu viel Gegenwind (die Zahl der Demonstranten gegenüber der Gesamtbevölkerung beträgt keine 5%) und das aus guten Gründen: Die Menschen in Russland wissen, was sie an Putin haben. Höchstwahrscheinlich ist er für sie kühl, berechenbar, unbarmherzig und zielstrebig - all die Eigenschaften, die einem Mann in seiner Position nicht schaden. Zudem er ja nun eine wahre Ikone geworden ist - von einem simplen KGB-Agent zu einer Ikone, welch ein Wandel.

Jetzt werden viele sagen, dass ich Putin unterstütze und dass ich vermutlich anti-demokratisch bin. Zum Ersteren: Ich habe versucht zu begründen, wieso ich widerwillig zugeben muss, dass er zurzeit der Richtige ist. Er selbst hat es eigentlich auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass "es keinen gibt, mit dem [er] auf einer Augenhöhe reden kann" und es stimmt. Die anderen Kandidaten sind allesamt noch weniger geeignet: Ein Kommunist, ein Milliardär, ein Linksextremer und ein Nationalist. Und keiner von denen wäre in meinen Augen in der Lage, Russland halbwegs würdig zu führen oder zu repräsentieren wie es eben der nun wiedergewählte Präsident tut.

Mein Fazit also: Selbst wenn ca. 10% hinzugefälscht wurden, ist Putin der "saubere" Sieger der Präsidentschaftswahlen, da sich hierzulande nur sehr wenige vorstellen können, was für einen Einfluss er in seinem Land ausführt. Ebenso sehr wie die simple Tatsache, dass er mehr Befürworter als Gegner hat, weil er einen verlässlichen Kurs führt, um die Instabilität nicht zu gefährden, was im Falle einer möglichen Revolution passieren würde. Es ging ihm nie darum, dem Westen zu gefallen, sondern auf der Augenhöhe mit ihm zu kooperieren.

Wenn die Demonstrationen eins gezeigt haben, dann ist es die Evolution des Wandels in Russland. Es zeigt, dass die Leute langsam, aber sicher ihre Wünsche umgesetzt sehen wollen, auch wenn es (noch) eine totale Minderheit ist. Von daher: Putin ist gerechterweise Präsident geworden, nicht weil er es verdient hat, sondern weil es schlichtweg keinen anderen geeigneten Kandidaten dafür gibt. Und er wird es diesmal schwerer haben, als damals.

P.S. : Und wer von Anti-Demokratie in Russland spricht, sollte sich zuerst im eigenen Land umsehen, bevor er allzu harsch über andere urteilt. Sicherlich ist es hier in Deutschland nicht so krass wie es teilweise dort ist, aber hier ist auch nicht alles so rosig, wie es einem die Werbung im Fernsehen weis machen will. FYI: Demokratie strikt nach der Definition hat es eigentlich nie gegeben.

Freitag, 2. März 2012

Wunschkritik: "Avatar - Aufbruch nach Pandora"

"Avatar - Aufbruch nach Pandora" (2009)

Story: 2154. Die Erde hat keine Rohstoffe mehr, weswegen die Menschen auf dem fernen Mond Pandora Unobtanium abbauen wollen und stoßen dabei auf die Ureinwohner Na`vi. Um die Na`vi von ihrem Widerstand abzubringen, wird der abwärts gelähmte US-Marine Jake Skully per Gedankenübertragung an einen Avatar gebunden, der den Na`vis nachempfunden ist und so in den Stamm besser reinkommen kann.

Was gibt es über den Film zu sagen, der nicht nur fast 3 Milliarden Dollar eingespielt hat, sondern auch noch eine Kino-Revolution eingeleitet hat ? O.K., keine wirkliche Revolution, 3D-Kino gibt es schon seit mehr den 20er Jahren, aber Regisseur James Cameron (auch "King of Hollywood" genannt) hat nunmal das 3D erneut kinosalonfähig gemacht. Die Diskussion diesbezüglich würde den Rahmen des Reviews zwar sprengen, aber so viel sei von mir gesagt: Wie viele von den geschätzt 3 Milliarden 3D-Kinofilmen nach "Avatar" hatten es denn nötig, 3D zu sein ? Und wie viele von euch haben sich über die höheren Kinoticket-Preise für die 3D-Versionen gefreut ?

Zum Film selbst: Ja, es ist ein Erlebnis, das im Kino zu sehen. Ja, Pandora ist unbestritten der Star des Films dank der kristallklaren Aufnahme von computergenerierten Hintergründen und dem sehr...schönem Ausblick auf die Umwelt und Einheimischen ? Und der Film hat auch eine Sigourney Weaver, die leider für den Großteil verschwendet wird.

Ich persönlich finde es eher traurig, dass ausgerechnet der Film mit der unoriginellsten Story von allen (die "Pocahontas"-Story mit blauen Katzen-Humanoiden) der mit dem besten Einspielergebnis ist. Ich mein nur, dass von allen möglichen Filmen, die es qualitätsmäßg verdient haben oben zu stehen, ist ausgerechnet dieser Film der gewinnbringenste. Natürlich sagt das Einspielergebnis nichts über die Qualität aus ("Forrest Gump" hat bsw. auch weniger eingespielt als jeder einzelne "Twilight"-Film), aber es sagt doch insgesamt sehr interessante Sachen über das heutige Kinopublikum aus. Es sagt den Filmemachern nicht: "Hey, wir haben alte Klischees in immer gleicher Manier satt", sondern "Mehr davon bitte !".

Egal ob man jetzt das einzig Interessante am Film, nämlich die fast 3 Milliarden betrachtet oder einfach nur die Macht des Hollywood-Königs, am Ende bleibt doch einfach nur die ausgeleierste Geschichte, die viel zu oft benutzten Charaktere, Wendungen und allerlei anderes Zeug, was diesen Film zu einer Art Spiegel für das heutige Kinopublikum macht. Es ist kein Meisterwerk, es ist auch nicht der größte Schrott. "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ist der Ikonenfilm des heutigen Kinos, welches sich zum Großteil in der Spektakularität der Bilder selbst überwinden will. Glücklicherweise gibt es Ausnahmen.
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