Mittwoch, 20. Juni 2012

"Bis(s) zum Morgengrauen"-Review, oder: Wie man kein Buch schreiben sollte (Teil 2)

Also Leute, wir waren beim letzten Post bei den Aspekten "Charaktere" und "Romanze" stehen geblieben und mit denen fahre ich in diesem Post fort. Obwohl nein, "Romanze" gibt es erst wieder im nächsten Post.

"Charaktere" Bella Swan: Es wurde schon fast überall erwähnt, aber ich muss es einfach noch mal von sich selbst aus hinzufügen: Isabella Swan ist die vielleicht schlechteste, selbstsüchtigste, manipulativste und lebloseste Protagonistin in der gesamten Literatur. Ich kann von mir aus nicht behaupten, dass ich alle Bücher kenne (und wer kann das schon), aber ich habe noch nie einen so schlecht geschriebenen Charakter im Allgemeinen gelesen. Sowas muss eigentlich ernsthaft untersucht werden und nicht so laienhaft, wie ich das hier mache. Mit richtigen Forschern und so. Und Psychiatern.

So wie ich es verstehe, soll Bella das Alltagsmädchen repräsentieren, also im Prinzip die Zielgruppe der Bücher. Ganz clever, Frau Meyer. Die Frage ist: Würden Mädchen sich gern von der Frau Swan, bzw. später Frau Cullen repräsentieren lassen ? Lasst es uns beantworten !

Die Analyse startet am Anfang des Buchs, wenn Bella aus Phoenix nach Forks zieht, damit ihre Mutter Renee glücklicher mit ihrem neuen Freund Phil sein kann (Renee und Charlie sind getrennt), obwohl die beiden laut Bella "beste Freundinnen" sind. Natürlich denkt man vorerst instinktiv, dass Bella selbstlos ist, weil sie ihre Mutter glücklich sehen will und das unter Umständen auch, wenn sie nicht mit ihr sein kann. Aber ist Bella nicht Renees Tochter und ist auch so für sie wichtig ? Natürlich nicht, denn laut Bella ist Renee noch "ein Kind" und zufrieden mit Phil, auch ohne ihre Tochter...was gar nicht stimmen kann, denn diese macht sich im Verlauf des Buchs mehrmals Sorgen um ihre Sicherheit, was Bella selbst nur mit kurzen E-Mails abtut. Ist es dann nicht arrogant und selbstsüchtig für Bella, von ihrer Mutter (die sich anscheinend sehr um sie sorgt) wegzuziehen, nur weil sie Phil nicht mag und dann auch noch ihre Mutter ohne Grund (wir als Leser erfahren keinen) als Kind abstuft ? Ihr Vater Charlie hat es nicht besser: Ausgerechnet dann, wenn er sich die meiste Mühe mit ihr gibt oder sich am meisten um sie sorgt (zu Recht !), tut sie ihn ab mit Essen oder dem generellen Eindruck, er wäre nur eine Plage für sie.

Als Bella in ihrer neuen Schule ankommt, wird sie sofort von mehreren Jungs wegen ihres Aussehens umschwärmt und auch von Mädchen, die ihr allesamt ihre Freundschaft anbieten; Jessica sei hierbei besonders hervorzuheben. Sie wirkt nett, aufgeschlossen und ausgesprochen freundlich, aber nicht für Bella, oh nein, für sie ist sie weinerlich, uninteressant und nervig. Und sobald sie es gewagt hat, auch nur die geringste Interesse an Edward zu zeigen, ist sie für Bella komplett gestorben (dazu mehr unter "Romanze). Das Gleiche gilt übrigens auch für all die anderen Mädchen: Sie sind es alle nicht wert, dass Bella ihren kostbaren Atem an ihnen verschwendet, weswegen Bella für die meiste Zeit in der Schule still bleibt. Genau sowas (und mehr) lässt mich den Realitätssinn der Autorin hinterfragen (jaja, es ist rein technisch gesehen ein Fantasy-Romanze-Roman, aber die Leute sollen sich ja wie echte Leute verhalten), denn in der Realität (und damit kenne ich mich aus) wird man vielleicht mit sehr viel Glück freundlich an der neuen Schule empfangen, aber es nützt nichts, wenn man schüchtern ist und mit keinem so recht reden kann. Wie gesagt, alles persönliche Erfahrung. Aber Bella, die ist ja nicht schüchtern, sie steht natürlich über all den anderen nichtsnutzigen Würmern. Sie ist nicht schüchtern, sie ist zurückgezogen. Das ist ein sooo großer Unterschied in diesem Fall.

Ein weiter Aspekt der besagten Dame ist ihr Fehlen von Intelligenz, Selbstsicherheit und Eigenverantwortung. Intelligenz, weil gute Noten in der Schule alleine noch lange keinen klugen Menschen aus einem machen und selten war dies wahrer als in dem Fall von Bella Swan. Alleine die Tatsache, wie die Cullens beschrieben werden, so würde jeder sofort erkennen, dass dies Vampire sind, aber Bella braucht die magische Macht von Google, um dieses Rätsel zu lösen (die Scooby-Doo-Gang wäre schneller). Selbstsicherheit, weil Bella bis auf ihre Liebe zu Edward (dazu komme ich noch) absolut keine Charaktereigenschaften hat. Wir erfahren nicht sonderlich viel oder besser gesagt, so gut wie nichts über ihre Interessen, denn Edward Cullen ist ihr Ein und Alles, ohne das sie einfach nicht existiert. Da hilft es nicht, dass sie praktisch über alles stolpert und sarkastische Kommentare von sich gibt. Neuigkeiten: Das sind keine Charaktereigenschaften (insbesondere nicht, wenn diese keinen Einfluss auf ihren Charakter haben) !  Selbstsicherheit, weil jede Art von Konflikt, dem Bella ausgesetzt wird (entweder durch ihre Dummheit oder einfach nur so ohne Grund) durch einen Mann gelöst wird, nämlich Edward Cullen in den meisten Fällen (weil er ja soooo perfekt und heiß und reich ist und überhaupt). Sie selbst kann keinen einzigen ernsthaften Konflikt lösen ohne eben die Hilfe eines Mannes oder wie in den Nachfolgebüchern, zwei Männern. Alice Schwarzer wäre so stolz !

Das war`s dann auch im Prinzip mit der Charakteranalyse von Bella, denn ihr fehlen generell Eigenschaften, die normalerweise einen interessanten und guten Charakter ausmachen. Und um diesem Charakter, der in einer anderen Dimension einen prima Bösewicht in einem Shakespeare-Drama geben könnte, den finalen Todesstoß zu geben, lasst uns ihr Wesen zusammenfassen:

 Bella Swan ist angeblich ein überaus schönes Mädchen; so schön, dass ihr kein Junge in ihrem Alter (oder vom Aussehen) widerstehen kann. Sie kriegt gute Noten in der Schule und mag das Lesen. Sie ist selbstsüchtig. Sie kriegt das perfekte Leben ohne Konsequenzen davonzutragen. Sie braucht immer einen Mann in ihrem Leben, weil sie selber nichts auf die Reihe bekommt und weil sie sich selbst in der Welt nicht behaupten kann. Sie spielt gerne die Bedienstete für jeden Mann und Edward gewinnt im Prinzip immer gegen sie, denn es ist ihr egal. Sie wird schwanger mit 18, schmeißt die Schule und heiratet einen reichen und perfekt aussehenden untoten Pädophilen und wird Teil der perfekten Familie. Sie selbst wird ein perfekter Vampir und gebärt das perfekte Baby.

Sie ist dazu fähig, ihr unterlegene, nicht perfekte Männer (also alle außer Edward) zu ihrem Vergnügen und Nutzen zu manipulieren. Sie ist sauer auf ihre Freundin Jessica, weil diese nicht mehr mit ihr befreundet sein will (kein Wunder, nach ca. 4-5 Monaten Funkstille). Sie kann buchstäblich ohne Edward nicht leben und verhält sich wie ein Junkie auf Entzug; versucht mit jeder möglichen Gelegenheit (auch mit Einsatz ihres und anderer Leben), das Einzige, was in ihrem Leben Bedeutung hat (nämlich ihre Liebe) irgendwie zu kompensieren und schafft es nach einer Dauerdepression mit einem Betrug ihres Verlobten, nämlich mit ihrem besten Freund. Von dem sie weiß, dass er in sie verknallt ist, was sie bewusst ausnutzt, um sich besser zu fühlen. Sie hört gelegentlich Stimmen und ist stark masochistisch veranlagt.

-.-

Wenn SO ein Charakter ein Vorbild für eine ganze Generation von Mädchen ist, dann kann ich nur Professer Farnsworth aus "Futurama" zitieren:


P.S. : Bewusst hier den Vergleich mit Hermine Granger aus "Harry Potter" vermieden. Einerseits wegen der Länge des Beitrags und andererseits weil es zu offensichtlich wäre. Jemand hat bereits bei 9GAG meine Gedanken dazu perfekt zusammengefasst. Hier der Link: http://9gag.com/gag/4535292

P.P.S. : Danke an den anonymen Kommentator, der mich auf diesen Link aufmerksam machte, danke dafür !

Wir sehen uns in Part 3 !








1 Kommentar:

  1. Vorab: Ich kenne nur den Film und habe daher nicht alles im Auge..

    Allzu realistisch ist ein Roman selten. Die Sache ist ja die, dass man es niemals schafft, alle sozialen Kontakte, usw. in so einen Roman reinzukriegen. Bei vielen anderen Romanen wirkt es jedoch so, dass man einen Ausschnitt aus einem Leben vor sich hätte. Und das finde ich, ist bei Twiligt, wie du bestens beschrieben hast, im Prinzip nicht der Fall.

    Auch finde ich es fatal, wie der Charakter angelegt wurde. Diese "Abhängigkeit" + depressive Grundhaltung finde ich auch nicht allzu ideal. Ansonsten ist rosa-rote Traumwelt jedoch ein Idealkonzept. Wer will sich nicht in eine Traumwelt flüchten, in der die Protagonisten non-plus-ultra ist, alle anderen Mädchen in den Schatten stellt, der Schwarm aller Männer ist, usw. Noch dazu, wenn der große, starke Edward immerzu hilft.

    Das ist ein bisschen so wie mit Kinderromanen (wobei selbst da die Charaktere mehr Initiative und Fähigkeiten bei der Konfliktlösungen aufweisen) oder Kinderserien. Es ist eine "heile Welt". Das trifft auch auf Harry Potter zu, wo ja die magische Welt zumindest im ersten Band noch fantastisch, traumhaft und wunderbar ist.

    Viele sagen, dass das auch der Grund für den Erfolg von Harry Potter oder Twilight sei. Unsere Welt wird zunehmend komplexer, bedrohlicher, verwirrender (je älter man wird, desto mehr wird man sich dessen gewahr) und darum flüchten sich viele Jugendliche, Studenten, Erwachsene in eine wesentlich einfachere Fantasiewelt. Ist im Prinzip ein Wiederauftreten des Eskapismus (also Weltflucht).

    Im Gegensatz zu Harry Potter ist die Vampir-Fanatikerin Bella jedoch absolut lethargisch veranlagt. Ich brauch das jetzt nicht noch mal auszuführen, aber das ist vermutlich das größte Problem/die größte Charakterschwäche. Denn diese egoistische Selbstsucht kann man ja durchaus als Charakterschwäche der Protagonistin einbauen (jeder hat i-eine Schwäche), aber 1. wird das im Buch ja scheinbar nicht als Schwäche gezeigt (sondern das genaue Gegenteil) und 2. sollte der Charakter dann i-welche stärken haben. Wie z.B. ein gesundes Maß an Aktionismus/Euphorie und sich nicht total passiv verhalten.

    Das sind so meine (Haupt-)Kritikpunkte an Bella...

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