Sonntag, 3. Juni 2012

#1: Wieso wir Filme gucken

Das ist der 1. der Posts, die ich mal generell über das Medium Film verfassen wollte. Heute mal mit einer sehr allgemeinen Frage, nämlich: "Warum schauen wir Filme ?"

Filme sind nun schon seit langer Zeit Teil unserer Kultur und auch eines der beliebtesten Hobbys überhaupt, mich eingeschlossen, wie man unschwer bemerken kann. Da stellt sich natürlich die Frage, wieso es ausgerechnet Filme sind, die nun einen größeren Einfluss auf uns ausüben als nahezu jedes andere Medium. Und hier wagen wir uns schon in philosophische Gewässer, denn allseits trivial wie die Antwort zuerst erscheinen mag, ist sie nicht, zumindest nicht für mich. Aber da ich nicht für andere sprechen kann, werde ich hier mal für mich sprechen und versuchen, alle Antwortmöglichkeiten zu adressieren.

Möglichkeit 1: Unterhaltung

"Klar," werdet ihr jetzt alle sagen, "bist ja ein ganz toller Sherlock Holmes". War zwar nicht ganz die Ursprungsidee (aber wer kann jetzt noch sagen, was sie war), aber das ist die Filmindustrie heutzutage: Stars ausspuckende Unterhaltungsmaschine auf Kokain und Crack. Man bezahlt Kohle, lässt sich berieseln und das wars. Wieso dann nicht einfach zu Hause bleiben und sich von der Glotze, dem Internet oder ganz verrückt: Dem Buch berieseln lassen ? Obwohl das, was in der Glotze läuft, ja auch Filme sind und das Internet ist ja eh was ganz anderes...

Man kann sowieso an den Anfang aller Unterhaltung gehen und sofort die Antwort finden: Menschen brauchen halt etwas, was sie von ihrem Alltag ablenkt oder denen das Gefühl der Genugtuung gibt, wenn sie es in dem eben erwähnten Alltag nicht bekommen. Das Etwas, was unsere Freizeit möglichst wertvoll machen soll, die eigene Birne ausschalten und so. Und Filme haben den Vorteil gegenüber Büchern, dass man sie nicht "lesen" muss, wenn man nicht will - man muss nicht jede Performance analysieren, Plotlöcher bemängeln oder den Kameramann in Gedanken erwürgen, man kann einen Film simpel genießen, wenn er den eigenen Anforderungen genügt. Einfach da sitzen und den Film die ganze Arbeit lassen, ist das nicht herrlich ?

Möglichkeit 2: Selbsttherapie/Problemreflexion

"Und was soll der Schwachsinn ?" Lasst mich erklären. Wenn ein Film meiner Meinung nach gut gemacht ist, dann hat er unter anderem mindestens einen Charakter, mit dem wir uns identifizieren können und dessen Lage uns wie die Faust aufs Auge passt. Wir verstehen ihn blind - seine Motive, Handlungen, wenn nötig auch Schmerz oder Freude; in anderen Worten: Wir könnten ein und diesselbe Person sein, ohne Zweifel oder Gentests.

Das ist aus meiner Sicht eine der vielleicht tragischsten Aspekte vom Film. Denn wenn man als Individualist keinerlei richtige Bezugsperson im Fall eines Problems hat, so ist dann ein (meist) erfundener Charakter die einzige Möglichkeit, sein eigenes Problem von der Seite zu betrachten und das ohne einen allzu bindenden Selbstbezug zu haben. Ja, man bezieht es im Endeffekt auf sich und doch ist es eigentlich im Film der Charakter, der leidet und nicht man selber, man tut es nur wegen der persönlichen Verbindung und nicht, weil man die Sachen im Film durchlebt (auch wenn ich Fälle nicht ausschließe, wo der Zuschauer buchstäblich das gleiche Leid erlebt hat wie der Charakter auf dem Bildschirm/der Bildwand). Ihr versteht schon hoffentlich, was ich meine.

Dieses Erlebnis muss aber selbstverständlich nicht nur auf das Mitfühlen limitiert sein. Wir können genauso gut den Konflikt des Charakters nicht nur simpel aufnehmen, sondern ihn in einem übertragenen Sinn auf uns...übertragen und bei der Konfliktlösung uns genauso weiterentwickeln wie eben dieser Charakter. "Aber warte mal", werdet ihr jetzt reinwerfen, "mir hat es doch gar nichts gebracht zu sehen, wie bsw. Harry Potter erwachsen wurde oder Frodo Beutlin den Einen Ring nach Mordor brachte !" Natürlich kann man dann nicht auf Besen fliegen oder...was auch immer Hobbits so könnten - ich nenne es schlichtweg Motivationspush. Jemand anders ähnlich dir schafft etwas scheinbar Schweres und du kannst es vielleicht auch schaffen. Musst ja keinen dunklen Lord besiegen...

Möglichkeit 3: Kunst

Naja, "Film" ist schließlich eine ernste Kunstart, wenn richtig beansprucht, also wenn der Filmschöpfer eine bestimmte Idee für ein Werk hatte, dass er auf jeden Fall schaffen wollte, um sich in der Außenwelt auszudrücken. Solche Künstler wie Hitchcock, Kubrick, Lynch, Leone, Allen oder viele andere - sie alle haben bestimmte Visionen (ob von anderen (Original)-Werken inspiriert oder nicht), die sie in die reale Welt durch ihre Fiktion umsetzen wollen. Uns als Zuschauern bleibt lediglich immer die Sicht durch die zwei eingebauten Fenster da oben im Kopf, gefiltert durch unser Gehirn und nur so können wir für uns entscheiden, ob uns das präsentierte Kunstwerk gefällt oder nicht. Ich kann mich noch dran erinnern, wo ich angefangen habe, Filme etwas casualhaft zu kritisieren, weil ich noch nicht so übertrieben ins Detail gehen kann und weiß, dass mein Publikum allzu viele Details für ein Urteil nicht braucht. Da habe ich vielerlei Streifen verrissen, die aber in meinem Mainstream-Umkreis gut ankamen und ich wurde prompt zum Schlechtmacher.

Für diese Leute hier erneut ein Statement: Filme sind Kunst und Kunst ist subjektiv. Für mich gibt es keine guten oder schlechten Filme (auch wenn ich es so sage), sondern nur Filme, die mir gefallen oder eben nicht. Und wenn jemand eine andere Meinung bezüglich einer Sache hat, dann ist das nicht zu verurteilen, besonders nicht, wenn dieser jemand seine Meinung begründen kann. Ich kann z.B. auch mit Leuten klar kommen, die etwas mögen, was ich hasse oder die etwas hassen, was ich mag, aber nur solange sie es gut begründen können. Meiner Meinung nach sind Filme als Kunstform demnach halb eine Erfahrung und halb die Meinung, die man sich davon bildet. Denn ob man den und den Film als "gut" oder "schlecht" abspeichert, hängt von einem selbst ab, das Werk an sich hat dabei nichts damit zu tun.

Möglichkeit 4: Alle 3 Möglichkeiten zusammen

Danke sehr für eure Aufmerksamkeit !

2 Kommentare:

  1. Also Möglichkeit 4 dürfte ja wohl das Ideal sein. Ein Film, der auf cinematisch kunstvolle Weise den Zuschauer dazu bringt, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, und dabei auch noch für niveauvolle Unterhaltung sorgt.. Selten wie kleine Brillianten in einem Meer von Glaskugeln ;)

    Der letzte Film, bei dem ich wirklich Möglichkeit 4 erfüllt sah, war glaube ich "Die Schachnovelle".

    Manchmal denke ich aber, dass auch die Nichtidentifizierung mit einer Figur entscheidend ist/sein kann und teils auch beabsichtigt ist. Wenn man einen Protagonisten hat, der bestimmte Strapazen übersteht, an denen man selbst scheitern würde; Stärke zeigt in Situationen, die einen überwältigen würden. In solchen Fällen identifiziert man sich ja auch mit dem Charakter, nur dass man sich die Unterschiede statt der Gemeinsamkeiten ansieht.

    Aber an für sich eine tolle Idee, so die Grundintentionen hinter Serie&Film darzustellen. Zumal dieser Mix ja auch schon die Vorgängermedien beherrschte; gerade z.B. von Shakespeare wird ja immer wieder gesagt, dass er als Entertainer der unteren Bevölkerungsschichten tätig war mit seinen Dramen; gleichzeitig kann wohl niemand bestreiten, dass Identifikation mit dne Figuren gut möglich war und, dass es sich um Kunst handelte..

    Nur so als Randnotiz dazu, dass das mit der Unterhaltung keine Hollywood-Erfindung ist ;)

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    1. Hab doch nie erwähnt, dass Unterhaltung eine Hollywood-Erfindung ist...

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