Freitag, 9. November 2012

"Vielleicht lieber morgen"

Story: Charlie ist introvertiert, psychisch labil, hat vor kurzem seinen besten Freund durch dessen Selbstmord verloren - und soll nun endlich die Highschool besuchen dürfen. Absolut freund- und bezugspersonenlos erhofft er sich vorerst vergeblich, neue Freunde zu machen...bis er auf die ungleichen Stiefgeschwister Sam und Patrick trifft...

Als großer Fan des Buchs habe ich die Nachricht einer Verfilmung mit einem lachenden und einem weinenden Auge wahrgenommen. Einerseits laufen Literaturverfilmungen stets die Gefahr, extreme Kürzungen zu erfahren oder noch schlimmer, miese Besetzungen für die Charaktere zu bekommen. Andererseits, wie bei diesem Fall, hat man eine ausgezeichnete Besetzung gefunden, vor allem für die Hauptcharaktere.

Nach einigen Trailern hatte ich vorerst auch Angst, Emma Watson würde den kompletten Film an sich reißen, da sie von allen hier beteiligten Jungschauspielern am meisten Perspektiven für die Zukunft hat (nichts gegen die anderen) und glücklicherweise hatte ich Unrecht. Obwohl sie und Ezra Miller bestechend spielen, so schafft es Logan Lerman mit seinem "naiven Minimalismus" dennoch als Volltreffer aus diesem Film herauszukommen.

Der gesamte Film richtet sich größtenteils sehr nach der Vorlage, was beim Regisseur (der auch der Autor ist) kein Wunder ist: Er scheint immer die passende Atmosphäre zu kreieren, wenn er es nur möchte, bevormundet einen nie, nimmt einen stets ernst wenn es muss und ist herrlich subtil an den passenden Stellen. Und ja, der "unendliche" Soundtrack aus dem Buch ist auch der Soundtrack des Films geworden ! (was Musik-Fans begeistern würde).

Trotz all dieser guten Punkte gibt es jedoch auch ein komisches Gefühl, dass man hier verwässert hat. Wie es sich für eine Adaption gehört, kann man ja nicht buchstäblich Wort für Wort ins Drehbuch packen, aber genau das, was die Vorlage ausgemacht hatte, nämlich der unangenehm ehrliche und offene Umgang mit zahlreichen heiklen Themen wie Suizid, Drogen, Homosexualität, usw. geht meiner Meinung nach etwas im Film verloren. Vieles wirkt sehr auf Mainstream getrimmt, als ob Chbosky sich selbst zensieren musste, nur um den Film überhaupt zeigen zu dürfen (in den USA würde mich das überhaupt nicht wundern). Sowas finde ich traurig.

Fazit: Auch wenn die Seele der Vorlage an einigen Stellen schmerzlich vermissbar sein wird, so hat Chbosky mit guter Regie, sehr guten Darstellern und einem der besten Soundtracks dieses Jahres wenigstens das Herz seines Werkes bewahrt.


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