Dienstag, 27. März 2012

Alt gegen Neu: "King Kong und die weiße Frau" (1933) gegen "King Kong" (2005)

SPOILER NICHT UNVERMEIDBAR !

Ich werde mal ein neues Format ausprobieren (welches eigentlich nicht wirklich neu ist, aber das habe ich in der deutschen Szene noch nicht gesehen), nämlich "Alt gegen Neu" - heißt, dass ich ein Original mit dessen Remake vergleiche (in meisten Fällen das berühmteste/passendste dafür).

Und ich denke, dass man am besten mit dem Film startet, der einer der berühmtesten, einflussreichsten und besten überhaupt ist: "King Kong und die weiße Frau" von 1933. Genau dieser Meilenstein der Filmgeschichte war monumental und bahnbrechend in Sachen Spezialeffekte; heutzutage ist jeder Blockbuster seine Existenz diesem Streifen schuldig...selbstverständlich ist dieser Film auch wegen seiner Variation der Story um die Schöne und das Biest zeitlos. Natürlich musste dieses Meisterwerk zahlreiche weitere Fortsetzungen/Adaptionen/Remakes gebären und keines davon schien auch nur halbwegs des Originals würdig zu sein bis zur 2005er Version von Peter Jackson, die für viele sogar die bessere ist als das Original. Welche nun die wirklich bessere ist ?

Das Ganze wird im Prinzip so verlaufen: Ich "breche" die Filme an sich analysenhaft auseinander in die Elemente, in denen sich beide am besten vergleichen lassen. Sachen wie die Protagonisten, Nebencharaktere und Story sind dabei Standard. Fangen wir daher zuallerst mit dem Star an, dem König aller Gorillas !

King Kong: Im Original musste Stop-Motion-Experte Willice O`Brien alle nur möglichen Ideen umsetzen, um Kong lebendig werden zu lassen und das Ergebnis ist Filmgeschichte. Wenn man zu damaligen Zeiten auf solch unerhörte Sachen gekommen ist wie das Mixen der Aufnahmen, das Projezieren der einen Aufnahme in die andere und natürlich erstklassige Stop-Motion-Arbeit in Verbindung mit einzelnen Modellen von Kopf und Arm, dann muss man ein Genie sein - diese Effekte haben für mehrere Jahre in die Zukunft ihre Spur hinterlassen und sind auch heute noch aufwendiger als man denkt. Kong selbst ist sehr animalistisch: Er handelt strikt instinktiv, wenn er sich und Ann beschützen will; sein Gesichtsausdruck ist plump und nichtssagend; kurzum unvorhersehbar und im Verlauf der Geschichte ein Tier, das aus seiner Umgebung rausgenommen wurde, was auch seinen Wutausbruch später erklärt.

Der Kong im Remake ist durch das Motion-Capture-Verfahren entstanden und wird von Andy Serkis verkörpert (Gollum in "Herr der Ringe"), der ja seinerseits ein Meister in diesem Gebiet ist. Deswegen wirkt dieser Kong um einiges menschlicher; man kann praktisch jederzeit seine Emotionen vom Gesicht ablesen. Manche würden dies als negativ bezeichnen, aber Gorillas sind den Menschen in ihrem Verhalten sehr ähnlich und können ebenso wie diese ihre Gefühle ausdrücken, sogar Beerdigungen sollen unter ihnen stattfinden. Daher kann ich auch mit dem neuen Kong besser mitfühlen und er tut mir auch mehr leid als der im Original...denn mal ernsthaft: Ich kann den mit diesem breitem Grinsen nicht immer ernst nehmen. Punkt für das Remake !

Ann Darrow: Die Wahl fällt mir hier wesentlich einfacher als die vorherige. Fay Wray im Original ist zwar irgendwo liebenswert und optimistisch, aber sie scheint mir einfach zu sehr auf gutes Aussehen und das Schreien um Kong reduziert zu sein. Naomi Watts im Remake dagegen muss für ihr Überleben bei Kong kämpfen, indem sie ihn unterhält und nicht einfach nur schön aussieht. Außerdem scheint sie dialogtechnisch etwas mehr Entwicklung zu bekommen als die Darrow im Original und ist weitaus interessanter, weil sie mehr riskiert. Erneut Punkt für das Remake !

Nebencharaktere: Die wichtigsten sind natürlich der Regisseur und der spätere Freund. Im Original ist der Freund (Bruce Cabot) ein antifeministisches Arschloch (so wie Matrosen damals halt dargestellt wurden), das sich im Laufe des Films wandelt und der Regisseur (Robert Armstrong) ein kaltblütiger Psychopath, der mit seiner ruhigen und bestimmten Art jeden dazu kriegen würde über die Klippe zu springen, wenn es bei der Aufnahme gut aussehen würde.

Im Remake wird der Freund von Adrien Brody und der Regisseur von Jack Black gespielt...beides Fehlbesetzungen meiner Meinung nach. Brody kommt stets so rüber, als ob er schlafwandeln würde; er ist zwar kein Arschloch wie der im Original, aber er hat einfach mal nichts Besonderes zu bieten, was ihn als Charakter auszeichnen könnte (einfach leblos der Kerl). Ich mag Jack Black, aber er ist ein Komödiant und das passt nicht in seine Rolle rein. Er scheint sich immer so offensichtlich zu verstellen, sei es mit den großen Augen wenn er aufgeregt ist oder der gehetzte Ton beim Reden (wirkt nicht wirklich suspekt, eher lächerlich).

Der Rest der Crew im Original ist...so gut wie nicht da, weil sie praktisch alle gleich ausehen; im Remake haben wir dagegen einen klasse Koch (erneut von Andy Serkis) und ansonsten eher richtig blasse Nebencharaktere. Auf dem Papier macht das 2:1 für das Original, also bekommt es auch den Punkt in dieser Kategorie; vor allem weil der männliche "love interest" und der Regisseur größeren Teil am Film haben als alle anderen Komparsen. Punkt für das Original !

Special Effects: Wie schon im "Kong"-Teil erwähnt war das Original bahnbrechend in Sachen Effekte und hat im Prinzip jeden Blockbuster nach ihm geprägt und das Filmgenre für immer verändert (ob zum Positiven darf diskutiert werden). Heutzutage wirken diese Effekte aber weniger spektakulär, sondern eher lächerlich für den allgemeinen Zuschauer dessen Iris vom letzten "Transformers"-Film reichlich gereizt wurde. Nichts scheint wirklich real zu wirken...wenn man allzu viel Realismus erwartet, was selbst unrealistisch ist. Viele scheinen zu vergessen, dass der Film von 1933 ist und man damals keine Computer hatte, um die Effekte zu machen - alles wurde von der Hand mit viel Kreativität und Liebe gemacht.

Im Remake sind alle Effekte computeranimiert und ich habe grundsätzlich nichts gegen Computeranimation...wenn es richtig gemacht wird. Hier war es glücklicherweise kein "Kampf der Titanen", aber es war schmerzhafterweise (gerade weil es Peter Jackson ist und die Effekte in "Herr der Ringe" besser waren) nur Durchschnitt. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das Animieren kein einfacher, sondern ein aufwendiger Prozess ist. Aber jetzt ernsthaft: Unglaubliche Effekte (für seine Zeit) oder "nur" Standard (für seine Zeit) ? Punkt für das Original !

Story: Das Remake gibt seinerseits eine Art von Vorgeschichte, bevor die ganzen Charaktere auf Skull Island auf Kong treffen; man sieht wo Ann gearbeitet hat und wieso der Regisseur auf die Insel muss. Zudem gibt es mehr vom Boot zu sehen...etwas zu viel. Es dauert gefühlt eine Stunde, bis man endlich auf der Insel ankommt und weil es außer dem Koch und vielleicht noch dem Kapitän keine weiteren außerordentlich interessanten Charaktere gibt, wird die Bootsfahrt zu einem kleinem Schnarchfest (man darf das Hinauszögern ja nicht übertreiben). Es gibt auch außerdem einige wirklich seltsame Stellen, die einfach nichts beitragen (das Treffen auf die Eingeborenen, die Schreibmaschine-Szene, usw.). Dafür sieht man in diesem Film die Verbindung zwischen Ann und Kong etwas menschlicher ausfallen als im Original, wo es eher wie Kong selbst animalistisch ist.

Das Original selbst beschränkt sich nur auf die Story, fackelt nicht lange herum und braucht auch keinen unnötigen Schnickschnack, um zu überzeugen. Das Remake hat wirklich viele gute Sachen, aber das Original ist im Gesamtpaket der besssere Film - er weiß, was er will und bringt es ziemlich gut (gar zeitlos) rüber.

Fazit: Das Original von 1933 ist der bessere Film !

P.S.: Da ich nicht weiß, wie dieses neue "Format" rüberkommt, wäre es nicht schlecht, wenn es Feedback dazu gäbe. Danke sehr für das Lesen !

1 Kommentar:

  1. Also mir gefällt das neue Format sehr gut.

    Schön finde ich, dass man Punkt für Punkt durchgehen kann, ob man das genauso sieht oder ob man es anders sieht. Man kann deine Überlegungen nachgehen und für sich entscheiden, wie man das sieht.

    Was mir darüber hinaus ganz gut gefällt ist die schon erwähnte Gebundenheit an den Inhalt. Deine Ankündig "Spoiler nicht unvermeidbar" (müsste es nicht eig. Spoiler unvermeidbar oder Spoiler nicht vermeidbar heißen? Oder war das Absicht, also als Eye-catcher?) ist zwar zutreffend, aber gerade das ist keine Schwäche. Bei Kritiken, Reviews, wie auch immer man es nennt, muss man spoilen. Sonst wird man immer nur auf einer oberflächlichen Ebene à "war gut", "war schlecht" bleiben und maximal so Aussagne wie "Die Special Effekte waren..." treffen können. Da habe ich doch lieber ein wenig mehr Spoiler drin ;)

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    Problematisch kann die Vergleichbarkeit sein. Man muss bei sowas Techniken miteinander vergleichen, die sich über Jahrzehnte oftmals verändert haben. Hat man ja allein hierbei schon gemerkt. Da eine Bewertung fair zu machen, ist schwierig. Ich finde, du hast es gerade bei den Special Effects und so sehr gut gelöst! Alle Achtung :)

    Ein anderes Problem ist die Frage, wie gut der Film an für sich ist. Wenn ich nur sage, was besser ist, fälle ich ja eigentlich über den Film. Du sagst ja letztlich auch hier nur aus, dass der 33er Film besser ist als der von Peter Jackson. Das heißt ja nicht unbedingt, dass der Film gut ist; genauso wenig, dass er schlecht ist.

    Bei King Kong ist das nur bedingt ein Problem. Du schreibst, was du an den Filmen gut findest. Die Frage ist natürlich jetzt, ob du das insgesamt gut findest. Sprich, ist der Plot sinnvoll angelegt oder, ist die Botschaft des Films gut verpackt... So klar kommt das natürlich nicht raus. Das wäre bei deinem Normal-Format eventuell anders. Da schreibst du ja recht viel über deine Meinung und Haltung.

    --> Diese Schwächne kann man hierbei nicht vermeiden. Versuch auch besser nicht, da beim nächsten Mal drauf zu achten. Das haut nicht hin bei diesen Vergleichen. Jedes Format hat Stärken und Schwächen. Da muss man dann eben mit leben.. Was ich damit sagen will: Es liegt nicht an dir als Kritiker ;)

    Alles in allem, wünsche ich mir mehr von diesen Kritiken. Ich würde mir zwar wünschen, dass du nicht komplett drauf umsteigst, aber diese Gefahr ist ja auch nur bedingt vorhanden. Schließlich gibt's nicht zu jedem Film ein Remake (bisher zumindest ;))!

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    Nun zum eigentlichen Inhalt.

    King Kong vs. King Kong.

    Sehr gelungener Vergleich. Du hast dir sehr gute Aspekte überlegt, die man gut miteinader vergleichen kann. Ich finde, man kann deinen Überlegungen zu den Aspekten sehr gut folgen, was mir ja in letzter Zeit etwas schwerer fiel. Finde ich daher sehr gut!

    Ich wette, dass diese Kritik mal ein ordentliches Stück Arbeit war. Schließlich ist das allein von der Textmenge her mehr als doppelt so groß wie manche von deinen sonstigen Kritiken. Außerdem musstest du 2 Filme anschauen. Infolgedessen ist der Aufwand wohl um einiges Größer. Dafür also erst mal, Hut ab!

    Von dem, was letztlich schreiberisch rauskam, bin ich ebenfalls hellauf begeistert. Einzig eine Stelle sprang mir ins Auge, wo ich erst nicht verstand was du meinst. Nämlich bei Nebendarsteller:
    "ein kaltblütiger Psychopath, der mit seiner ruhigen und bestimmten Art jeden zu kriegen würde über die Klippe zu springen, wenn es bei der Aufnahme gut aussehen würde."

    Es müsste heißen: "ein kaltblütiger Psychopath, der mit seiner ruhigen und bestimmten Art jeden DAZU kriegen würde über die Klippe zu springen, wenn es bei der Aufnahme gut aussehen würde."

    An für sich kein großes Ding, sowas passiert sicher jedem mal. Hat nur halt dafür gesorgt, dass ich den Satz 3 mal lesen musste, um ihn zu verstehen.

    Fazit: Saubere Leistung, tolle Kritik und sehr überzeugend!

    Will Mehr!!!

    Daniel

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