Freitag, 5. September 2014

Alt gegen Neu: "Total Recall" (1990) gegen "Total Recall" (2012)

Mal wieder zurück mit dieser Rubrik und dieses Mal vergleiche ich einen der besten Schwarzenegger-Filme und Sci-Fi-Klassiker mit einem der enttäuschendsten Remakes überhaupt.

1. Der Protagonist/Douglas Quaid/Houser

Die Idee, die Rolle eines normalen Typen und später Quasi-Agenten mit einem der größten Actionstars aller Zeiten zu besetzen, war in doppelter Sicht genial. Auf einer Seite gibt Schwarzenegger dem Arbeiter Douglas Quaid eine leicht überzeichnete Seite, wenn dieser dann im Rekall-Programm landet und das Ganze kriegt dann sogar Züge einer Selbstparodie - aber da Schwarzenegger ja auch gestandener Actionstar ist, funktionieren die Actionszenen auch auf einer rein nüchterner Ebene, weswegen er weder als Charakter noch als Schauspieler auf verlorenem Posten wirkt, was auch zu einem großen Teil Verhoevens Regie geschuldet ist (ähnlich "Robocop" gibt es auch hier einen etwas seltsamen Sinn für Humor, der aber niemals ins Lächerliche steigt)

Colin Farrell ist dagegen kein Actionstar und eigentlich am meisten für seine Drama-Rollen bekannt, weswegen er als Agent Houser nicht glaubwürdig rüberkommt. Als Durchschnittstyp Quaid ist er anders als sein 1990-Gegenüber bierernst, was eigentlich auch vor allem der Vorgabe geschuldet ist. Am Ende geht es darum, wer als Gesamtbild besser überzeugen kann und Schwarzenegger finde ich in diesem Fall einfach passender; Ferrell wirkt in seinem Film meist wie ein Fremdkörper.

2. Die Umsetzung der Idee

In der Version von 1990 ist die Traum-Vision von Quaid wie ein typischer und höchst klischeehafter Actionfilm eingebaut, was der Charakter selbst irgendwann anerkennt und dazu selbstironisch steht; zudem wird eben diese Action lächerlicher und übertriebener, je weiter der Film voranschreitet (ein Beispiel dafür ist die "Camouflage" als alte Frau, die Quaid/Houser in einer Szene benutzt). Wenn es um die Frage geht, ob das nach dem Rekall-Besuch ein Traum ist oder nicht, dann hat das Original hier und da kleine Einfälle, die einen nie ganz in Sicherheit wiegen lassen.

Im Remake bedient man sich entweder der oben genannten Szene oder man nimmt Elemente aus anderen Filmen zu Phillip K. Dicks Büchern wie "Minority Report" und "Blade Runner", wie der Look der Stadt, das sterile oder auch "nasse Asien-Design". Insgesamt hat diese Version keinerlei eigene Ideen und wenn es um die Traum vs. Realität-Frage geht, so gibt es schon am Anfang eine Szene, die einem keinerlei Zweifel lässt. Insofern ist das Original subtiler und traut seinen Zuschauern durchaus mehr zu, als einfache Actionfilme es im Normalfall tun.
 
3. Story/Plot

Der Verhoeven-Film hat die Qualität, es bis zum Ende unentschieden zu haben, ob das Rekall-Programm tatsächlich funktioniert oder ob Quaid wirklich die ganze Zeit Houser war. Mit dieser Leitidee im Hintergrund kann der Film Spaß und Intrige vereinen und auch nicht das Element der Überraschung vergessen. Ansonsten hat die Geschichte die Standardstruktur eines Actionfilms.

Die Neuauflage hingegen, obwohl ebenfalls mit der Actionfilm-Struktur versehen, hat besonders gegen Ende Schwierigkeiten damit und scheut sich davor, auf ein offenes Ende hinzuarbeiten. Dadurch und wegen einiger Entscheidungen, die ich weiter oben erwähnte, fühlt sich diese Version viel unmarkanter an und hat deswegen auch leider keine eigene Identität; jeder gelungene Moment ist scheinbar auf das Original zurückzuführen.

Fazit: Das fast 25-jährige Original ist eine weitaus mutigere und konsequentere Adaption als das Remake, das keine eigenen Ideen hat und nebenbei drunter leidet, sich bei anderen Filmen zu bedienen.

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