Mittwoch, 3. Juli 2019

Wunschkritik: "Ballon" (2018)

Story: 1979, im thüringischen Pößneck versuchen zwei Familien dem DDR-System per Heißluftballon zu entkommen, aber ist ihr Bemühen von Erfolg gekrönt ?

Sicher, als ich hörte, dass Michael Herbig (vor allem bekannt für zahlreiche Komödien wie "Schuh des Manitu", "(T)Raumschiff Surprise" und Konsorten) erstmals einen Thriller inszenieren will rund um ein für viele Deutsche immer noch schmerzhaftes Thema...dann war ich nicht sonderlich gehyped. Selbst als die ersten Loblieder angestimmt wurden hat der Film mich nicht so wirklich interessiert. Wenn dann aber die bessere Hälfte mit dem Film ankommt, dann hat man ja theoretisch keine Wahl als ihn zu sehen und so tat ich mir den Kritikerliebling des letzten Jahres an. Zumindest unter den Kritikern Deutschlands war er beliebt und ich verstehe warum.

Zuallererst natürlich die Vorzüge: Dafür, dass Michael Herbig noch nie einen Thriller inszenierte, ist "Ballon" an mehreren Stellen legitim spannend oder zumindest packend. Man wird sich in der Regel nie die Nägel abkauen, aber der Streifen wird nie langweilig, das muss man ihm lassen. Produktionstechnisch oder von Seiten der Schauspieler kann man "Ballon" auch keinerlei Vorwurf machen - nichts und niemand sticht negativ heraus; es fügt sich alles recht harmonisch und erzeugt die Atmosphäre des Misstrauens gegenüber nahezu jedem.
Und sicher: Wenn deutsche Filme in der großen Öffentlichkeit vor allem weitere Schweiger/Schweighöfer-"Komödien", abgeranzte Schmonzetten bei den ÖR oder angestaubte Dokus über Hitler/Das 3. Reich/2. Weltkrieg bei irgendwelchen Spartenkanälen sind, dann wirkt ein solider und gut gestalteter "Ballon" ja fast schon wie einer der besten Filme der letzten Jahre.

Nicht dass dieser Film nicht auch seine Schwächen hätte. Die musikalische Untermalung wirkt oftmals wie ein unbeholfener Hotelpage mit zwei vollgepackten Koffern in einem Raum voller kostbarer Vasen - dass es da unbedarft zu doll scheppert ist wohl nicht auszuschließen. Bei einem ernst gemeintem Thriller wirkt das dann stellenweise fast wie eine Parodie auf sich selbst, was einen schon ein bisschen raus reißt. Wenngleich der Spannungsbogen nie ganz verschwindet, ist er dennoch "nur" OK - er ist wie alles andere nicht herausragend oder einzigartig oder sonst wie besonders. Ja, für einen ersten richtigen Thriller ist er vor allem für deutsche Verhältnisse gut, aber mehr nun auch nicht - die Lobpreisung fühlt sich da irgendwie verzweifelt an.

Fazit: Muss man "Ballon" sehen ? Nicht zwangsweise. Aber bereuen wird man es auch nicht wirklich.

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