Samstag, 17. August 2013

"Kick-Ass 2"

Story: Nach den Ereignissen aus dem ersten Teil gibt Hit-Girl ihr Superheldendasein auf und versucht als Mindy Macready die Highschool zu überstehen. Dave Lizewski aka Kick-Ass will jedoch so schnell wie möglich wieder in sein Kostüm schlüpfen und tritt dem neuen Superheldenteam "Justice Forever" bei. Diesem steht nun eine scheinbar unbesiegbare Superschurken-Armee rund um den ehemaligen Red Mist, der sich nun "The Motherfucker" nennt, entgegen...

 Die Comicbuchadaption "Kick-Ass" aus dem Jahr 2010 vom Regisseur Matthew Vaughn war ein unerwartetes Etwas, was gar nicht so wirklich in die Vorstellung von modernen Superheldenfilmen passen wollte: Es machte Spaß, hatte clevere Dialoge, Witze und Anspielungen und außerdem eine Herkunftsgeschichte eines Helden, mit dem man sich einfach identifizieren kann (immerhin war er ja auch ein normaler Typ) - kurzum gesagt, es trat den ernst-düster-depressiven Superheldenfilmen kräftig in den Arsch. Hier ist Vaughn nur noch Produzent und das sieht man mehrmals am und im Film: Das Produktionsbudget ist kleiner, die Gags/Sprüche/Dialoge sind weniger scharf geschliffen und der Ton ist diesmal noch uneindeutiger als im Vorgänger, weil hier noch mehr verschiedene Genres reingeschrieben wurden, wobei ich auch schon beim nächsten Punkt bin.

So wie ich diesen Film sah, hätte er gar nicht erst "Kick-Ass 2" heißen müssen, sondern Hit-Girl, denn es ist hauptsächlich ihre Story und es ist sie, deren Charakter sich hier am meisten weiterentwickelt. Mindy bekommt eine typische Highschool-Geschichte mit den beliebten Mädchen und Dave re-evaluiert im Prinzip seinen Standpunkt rund um Superhelden den gesamten Film über. Moretz spielt ihren Part wie gewohnt souverän, auch wenn hier für viele der Schock-Effekt bei ihr verloren geht, weil sie ja kein kleines Mädchen mehr ist, sondern schon ein Teenager; bei Johnson ist es da nicht anders. Die stärkste Darstellung gehört hier höchstwahrscheinlich Plasse als The Motherfucker, der hier entgegen der Comic-Vorlage spielen muss (die wiederum um einiges brutaler und erbarmungsloser ist als die Verfilmung ist; man hätte sie in der Form nicht verfilmen können) und aus dem eigentlichen Minus an Bosheit ein Plus an Comedy-Momenten macht, was aufgrund seines Stils nur passend ist. Die größten Überraschungen waren auf jeden Fall Jim Carrey als Colonel Stars and Stripes, der mit noch mehr Leinwandzeit die Höhen von Nicholas Cage aus dem Vorgänger erreicht hätte, aber auch so fast zu seiner alten Stärke zurückkommt (und zu seinem Statement komme ich später) und Olga Kurkulina als Mother Russia, die von allen Bösewichtern (außer The Motherfucker) die meiste Leinwandzeit bekommt und locker als Ivan Dragos Schwester/Mutter herhalten könnte. Neben Carrey hat "Scrubs"-Star Donald Faison eine weitere Star-Cameo-Rolle als Dr. Gravity und sorgt neben diesem auch für die amüsantesten Momente im Superhelden-Team.

Wie bereits erwähnt sieht der Film etwas billiger aus als der Vorgänger und hat diesmal sogar aus welchen Gründen auch immer wieder keine stabile Kameraperspektive bei manchen Kampfszenen - warum man dem Zuschauer so zusetzen will weiß ich einfach nicht, aber wenigstens ist es nicht so schlimm wie in "Man of Steel"; dafür bringt die letzte Schlacht reichlich Spannung und hat gar etwas Episches an sich - alleine wegen des Umstands, dass wir als Zuschauer schon lange nicht mehr eine Kampfszene zwischen Superhelden und Superschurken gesehen haben (und damit meine ich nicht mehrere Superhelden gegen einen Bösewicht mit seinen Anhängern, ich meine ernsthaft ca. 100 Leute auf jeder Seite, die eigentlich alle mehr oder weniger gleich sind und nur durch wenige Einzelne gewinnen können). Außerdem kann der Film durch seine Moral und durch eine durchaus legitimierte Entwicklung sämtlicher wichtiger Charaktere aus dem letzten und aus dem neuen Film punkten.

Fazit: Insgesamt kann "Kick-Ass 2" nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten, aber für so schlecht wie es gerade in der Presse dargestellt wird, halte ich es auch nicht. Es mag nicht mehr ganz den Witz, Charme oder Frische einfangen, bringt aber mehr als genügend Unterhaltung mit und überzeugt vor allem durch seinen starken Cast.

P.S.: Jim Carrey hatte sich nach dem Schulmassaker an der "Sandy Hook"-Grundschule auf seiner Twitter-Seite deutlich von dem Film distanziert und sich geweigert, dafür zu werben, weil er die beinhaltende Gewalt für unmoralisch hält. Ich weiß bis heute nicht ganz, was der Herr Carrey an dem Tag geraucht/eingenommen hat, aber ich kann hier nur meinen eigenen Standpunkt vertreten und hoffen, dass dieser auch verstanden wird. Filme wie diese sind klare Fiktion und sie alleine machen aus den Zuschauern noch lange nicht das, was sie eventuell beinhalten, bsw. werde ich kein Archäologe, wenn ich "Indiana Jones" gucke oder kein brillianter Wissenschaftler, wenn ich "Zurück in die Zukunft" schaue - ebenso wie ich nicht anfange, Leute abzumetzeln obwohl ich "Kick-Ass 1 & 2" sah. Glücklicherweise hat er die Vorlage nicht erwischt, sonst hätte er sich wohl gegen viele Comics wie "Watchmen", "V wie Vendetta" und "Sin City" geäußert.


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