Sonntag, 22. Januar 2012

SOPA, PIPA und ACTA - Ein Märchen

Es war einmal in der heilen Welt des Internets: Die Facebooker suchteten FarmVille, die YouTuber kommentierten fleißig unter den Videos und die Wissenden luden sich allerlei Zeug von der Börse. Jep, es war eine wahrhaft idyllische Zeit, die nur manchmal von Hatern und Forumtrollen gestört wurde, aber das alles war nur ein Vorgeschmack auf ein kommendes Ereignis, dass die ganze Inter-Welt ins Wanken brachte.

Offline wurden bestimmte Regeln vorgeschlagen, die von einer bestimmten Zeit an und nur unter Zustimmung von bestimmter Anzahl von allerlei hohen Männern in einem nur allzu bestimmten Staatenbund namens USA beschlossen werden sollten. Dabei war es vollkommen wurscht, was die kleinen Leute davon dachten, die hohen wussten angeblich eh alles besser. Es war nämlich so: Das Internet schien den großen Konzernen einfach zu viel Geld durch sogenannte "Raubkopien" zu klauen, weswegen man das inszwischen Grenzenlose eingrenzen wollte, um "die ehrliche Arbeit zu würdigen".

Und so sollten drei mächtige Kreaturen die Welt der vielen Möglichkeiten zähmen und an die Kette bringen, auf das die großen, gutmütigen und einfach nur tollen Konzerne am Ende ihrer Quartale mehr unter dem Strich stehen haben würden. Ihnen wurden die Namen SOPA, PIPA und ACTA gegeben, um...eindrucksvoller zu klingen ? SOPA sollte den Konzernen die Möglichkeit geben, mit dem großen Finger auf jedes Beliebige zu zeigen und mit einem Kampfschrei der Gerechtigkeit es für sich zu beschlagnahmen und den, dem man das wegnahm, aus der Intra-Welt zu verbannen und diesen zu verschmähen. PIPA sollte all die verräterischen Unterstützer von unerlaubter Copyright-Nutzung auf immer und ewig aus dem Internet verbannen und sie ebenfalls verschmähen und noch mit faulem Gemüse bewerfen, denn sowas gehört sich ja nun wirklich nicht, selbst wenn es die achso ungeliebte "freie Meinungsäußerung" treffen könnte und wird. Aber diese beiden Kreaturen waren nichts im Vergleich zu der schrecklichsten, hässlichsten und abscheulichsten von ihnen, nämlich ACTA. Sie wurde im Gegensatz zu ihren zwei Schwestern nicht nur von den netten Herren in den USA, sondern auch überall in der Welt und auch bei uns in der EU gehandelt, wobei sie stets bereit zum Einsatz stehen kann. ACTA wäre in der Lage, bei Bedarf jeden x-beliebigen Rechner nach kopiergeschütztem Inhalt zu durchsuchen und diesen melden sowie löschen.

Die Bewohner des Internets waren schleunigst schockiert und empört über mögliche Maßnahmen gegen ihre Heimat; sie begannen unzählige Demonstrationen und Proteste gegen die Männer aus den USA und aus der restlichen Welt; die Medien hierzulande schienen aber das Ganze nicht spektakulär genug, weswegen die Hierigen sich eher die Infos aus dem großen Land über den Atlantik holten, wo die Einheimischen wesentlich kritischer und schärfer im Ton waren. Selbst der Präsident der USA stellte sich vorerst demonstrativ gegen die möglichen Beschlüsse und Leute begannen, Hoffnung zu schöpfen, auf das die drei Geschöpfe für immer vernichtet würden. Zu ihrer Hilfe eilten große Ritter des Internets herbei, um ihre Macht gegenüber den Offlinern zu zeigen, bsw. legte Wikipedia ihre Arbeit für den 18.01.2012 komplett nieder.

Daraufhin jubelte das einfache Volk: SOPA und PIPA wären vorerst gescheitert und doch übersahen sie eine Sache, nämlich das "vorerst". Die erste Schlacht am 18.01.2012 schien gewonnen, aber der Krieg würde weiterdauern, denn die drei Kreaturen versprachen, eines Tages zurückzukommen, um dann das Internet für immer und ewig niederzustrecken. Eine Beispiel dafür war erst kürzlich das Dahinscheiden von Megaupload, das durch die Methoden besiegt wurde, die auf SOPA hindeuten. So zittert das Online-Volk noch heute, da es gesehen hat, wie schnell man etwas tötet, das 4% des gesamten Inter-Traffics ausmachte. Keiner weiß, wie diese Geschichte enden wird, auch der Erzähler/Autor nicht. So lassen wir ihm etwas Schlaf und informieren uns lieber selbst darüber, um im Notfall besser dagegen gerüstet zu sein.

Ende

1 Kommentar:

  1. Großartig. Erinnert mich gerade i-wie an diese eine Scrubs Folge, in der Dr. Cox seinen Alltag in ein Märchen verwandelt. Interessante Idee, in jedem Fall.

    Was die Sache an sich angeht, da muss man sich fragen, was die USA da eigentlich machen. Je mehr sie versuchen das I-Net einzuzäunen, desto mehr wird das I-Net revoltieren. Am Ende werden die USA einfach keine Steuern mehr erhalten, weil jede Firma, die ins I-Net investiert das Land verlassen wird.

    Die Frage, wie groß die Freiheit im I-Net sein darf, sein sollte, ist schwierig zu beantworten und der Versuch der USA, das in ein paar Monaten zu klären, ist kläglich gescheitert. Aber es ist fraglich, wie ein Kompromiss in dieser Sache gestaltet werden könnte.

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