Sonntag, 13. März 2016

#12: "Ghostbusters" (2016) und das Studio-Denken

Es ist jetzt 10 Tage her, als Sony den ersten offiziellen Trailer zum "Ghostbusters"-Reboot/Remake/Wasauchimmer ins Netz gebar und die Zahlen sprechen (genau am 13.03.16) eine deutliche Sprache: Fast 200k Likes gegen fast 450k Dislikes - man kann also mit Sicherheit sagen, dass mehr als zwei Drittel aller Zuschauer den Trailer nicht mochten. So weit, so offensichtlich. Bevor ich jedoch versuche auszuführen, was ich zu dem Trailer und generell über den kommenden Film denke, würde ich jedem raten, sich den Trailer für sich selbst anzuschauen (nicht, dass ich jemand beeinflusse).

...

Zuerst einmal etwas über "Ghostbusters" als Franchise. Ich kenne leider nicht alle Details, aber "Ghostbusters" aus 1984 war keine gänzlich originelle Idee, wenngleich relativ frisch fürs Kino. Besetzt mit 4 der heißesten SNL-Leute der damaligen Zeit, mit einem knackigen Drehbuch von Aykroyd & Ramis + in den fähigen Händen eines Ivan Reitman wurde es zu einem Riesenerfolg, brachte eine Fortsetzung, zwei animierte Serien und einige Videospiele (zumindest die Filme und Serien werde ich noch vor dem neuen Film besprechen). Es war ein ungewöhnlicher Mix aus Komödie, Horror und Action - ein Genremixer war damals weniger ungewöhnlich als heute.

Nach etwas mehr als 30 Jahren des ersten Films kommt nun ein Film mit einer starken Identitätsstörung raus (warum die vier vorherigen Ghostbusters erwähnen, wenn diese in diesem Film keinerlei Rolle spielen ?). Ich brauche im Prinzip kaum 5 Punkte um zu zeigen, warum der Aufschrei so groß ist:

1. Es geht nicht um die Frauen, sondern um das plumpe Ersetzen

So leichtfertig wie zahlreiche Medien den Kritikern dieses Trailers den Sexismus-Stempel aufdrücken können, so leicht lässt sich das eigentliche Problem erkennen. Geisterjäger kann auch Frau sein, jeder kann Ghostbuster sein, wenn er dafür den Mumm hat. Aber wenn man vier beliebte Charaktere nimmt und diese mehr oder weniger halbherzig austauscht durch weibliche Pendants, dann kann es schon respektlos rüberkommen. Um fair zu sein, es sind keine 100&ige Kopien, aber doch zu sehr an die Originale angelehnt, als dass man es nicht bemerken würde.

2. Die Gruppen-Dynamik ist nicht da

Bei dem ersten SNL-Quartett sprühte es nur so vor Persönlichkeit und man sah recht schnell ein eingespieltes Team. Hier jedoch sieht man sich vier Frauen konfrontiert, bei denen das Zusammenspiel noch komisch ausschaut.

3. Die Comedy ist derbe seicht

"Ghostbusters" bot eine weite Auswahl aus allerlei Gags, egal ob Slapstick oder anzügliche Anspielung; mich persönlich sprach der stechende Sarkasmus von Bill Murray am besten an. In diesem Falle zeigt man vor allem Slapstick und eine antiquierte Anspielung auf "Der Exorzist"..."Scary Movie 2" kam vor 15 Jahren raus und selbst dann war es alt, "Der Exorzist" zu zitieren.

4. Das Verhalten von Sony (und anderen)

Das Studio löscht Kommentare, der Regisseur schimpft Kritiker als Idioten und Sexisten, die Medien tun es ihm gleich. Damit entschuldigt man aber auch keinesfalls Idioten, die den Film tatsächlich nur aus dem Grund hassen werden, weil da 4 Frauen als Protagonisten mitspielen. "Mad Max: Fury Road" hat letztes Jahr gezeigt, dass Zuschauer durchaus eine Frau in der Hauptrolle akzeptieren und feiern können, also vermute ich diese Leute eher hinter Grund 1.

5.  Das Vorhandensein an sich

Sehen wir es alle ein: Dieser Film wird nicht gemacht, weil es eine so tolle Idee gab, sodass man es umsetzen musste, es ging vor allem um Geld. Es geht natürlich immer um Geld, aber ein Reboot einer der beliebtesten Franchises aller Zeiten - da klingelt natürlich die Kasse, besonders zusammengerechnet mit all dem Merchandise.

Wäre es aber nicht besser für alle Beteiligten, wenn man diese 4 Frauen in einer komplett neuen Franchise als Team zusammenbringen würde, anstatt sich mit fremden Federn zu schmücken ? Man würde einerseits eine ruhende Franchise ruhen lassen und andererseits neue Charaktere und Filme mit weiblichen Hauptrollen vorantreiben; das Kapern bereits "männlicher Domäne" scheint da eigentlich sexistischer als jeglicher Küchen-Kommentar es sein könnte.

Alles in allem hoffe ich natürlich trotzdem, dass dieser Film nicht scheiße sein wird, das wünsche ich keinem Film. Aber warum Fans ausgerechnet die Stellen präsentieren, die diese die Nase rümpfen lassen ? Und genau diese bereiten mir große Sorgen, so groß, dass ich "Terminator: Genysis"-Flashbacks bekomme...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogverzeichnis