Story: Julian betreibt mit seinem Bruder Billy einen Box-Klub in Bangkok, der als Tarnung für den dort stattfindenden Drogenhandel dient. Als Billy eine minderjährige Prostituierte vergewaltigt und ermordert, wird er persönlich umgelegt und der eigentliche Kopf des nun von Julian verwalteten Drogengeschäfts, seine und Billys Mutter Crystal, kommt persönlich nach Bangkok, um Rache an dem Killer zu nehmen...
Ich gebe es indirekt zu: Ich habe teilweise so etwas wie "Drive" erwartet, meinem Lieblingsfilm aus 2011 neben "The Artist" und der Trailer versprach eine ähnlich bestechendes visuelles Erlebnis mit viel Atmosphäre und Charaktertiefe. Nur, dass Nicholas Refn hiermit eine komplette 180 Grad-Drehung vollzogen hat und sich längst nicht mehr um solche Kleinigkeiten wie Story oder Charaktere oder Sinn hinter allem kümmert.
Ryan Gosling spielt eine nahezu perfekte Ziegelsteinmauer mit einem der starrsten Ausdrücke, die ich bisher in einem Film sah. Ich habe kein Problem mit zumeist stillen Charakteren (in "Drive" hat Gosling ja auch nicht allzu viel geredet), aber dann muss doch jeder Satz, gar jedes Wort von Bedeutung sein, etwas über den Charakter aussagen - und genau das tut es nicht. Wenn man aber einen komplett stummen Charakter erschaffen will (wie in "The Artist" z.B.), dann braucht es ausdrucksstarker Mimik und Gestik. Hier jedoch werden kaum Worte gewechselt und man verlässt sich größtenteils auf Aufnahmen und die "Action".
Extreme Gewalt in Filmen schockiert mich heutzutage nicht mehr so wie früher, aber das hier fühlte sich einfach nur unangenehm an. Nicht, weil es ins Konzept passen würde, sondern weil all die Folter und die Blut-Fontänen einfach nur "falsch" rüberkamen; es war Gewalt ohne Sinn und Zweck. Wobei ich auch gleichzeitig zur Story kommen darf: Diese entwickelt sich in einzeln zusammengeschnittenen, sehr langsamen und langatmigen, über-stilisierten Szenen im schmutzigen 80er Jahre-Stil, von denen jede für sich genommen cool aussieht und Lust auf mehr macht, aber zusammengenommen ist das einfach nur ein gefühlloses Etwas, das drauf bedacht ist, stets die richtige Kamera-Einstellung zu haben und die Substanz dem Stil zu opfern. Keiner der Charaktere (insbesondere nicht der Protagonist) scheinen eine Spur von Emotion zu haben, was mir persönlich etwas sauer aufstößt - es gibt einfach keine richtige Identifikationsfigur oder auch nur einen Versuch, diese zu erschaffen.
Fazit: "Only God Forgives" ist wie erwartet, rein visuell wunderschön anzusehen, fühlt sich ansonsten aber sehr leer und unverzeihlich an. Ich hörte dieser Film wäre interpretationsfähig, aber ich persönlich denke, dass all die verschiedenen Deutungen nur Versuche sind, diesem Film die Bedeutung zu geben, die er schmerzlich vermisst. Schade um Refn und schade um Gosling.
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