Freitag, 19. Juli 2013

"Baader-Meinhof Komplex"

Herkunftsland:  Deutschland
Kinostart: 2008
Originalsprache: Deutsch
Regisseur: Uli Edel
Protagonist: Keine
Story: Der Kalte Krieg, der Imperialismus der USA, der Vietnam-Krieg, die agressive Politik Israels, all das und noch viel mehr treibt vor allem studentische Demonstranten auf die Barrikaden. Doch einigen reicht die Außerparlamentarische Opposition nicht und fordern Taten. Was mit dem Brandstiften in einem Kaufhof als Ausdruck der Kritik am Konsum begann, entwickelt sich zu der Terror-Organisation RAF, der Roten Armee Fraktion. Diese versucht, mit den Mitteln der Gewalt eine "Veränderung der politischen Verhältnisse" herbeizuführen.
Kritik: Die Kritik fiel in Deutschland vielfältig aus und auch in großem Umfang. So störten sich einige daran, dass der Film die Haltung des Verfassers des Sachbuches "Der Baader-Meinhof Komplex", Stefan Austs, übernehme. Insbesondere die Deutung, dass die 1. Generation der RAF noch ehrenwerte Motive gehabt hätte und die folgenden Generationen "Killerautomaten" seien, wurde kritisiert. Andere Stellen betonten, der Film nehme dem Thema die Emotion und fokussiere sich zu Recht auf die Taten statt auf die Täter. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass der Film dabei natürlich mit der gesellschaftlichen Gesamtdiskussion um die RAF zusammenhängt.
Fazit: Hätte ich diese Kritik vor 2 oder 3 Jahren geschrieben, wäre sie wohl anders ausgefallen. Ich wäre vermutlich stärker auf die Motive eingegangen, hätte mich positiv zur RAF geäußert und hätte einige ihrer "Aktionen" zu verteidigen versucht. Doch als ich den Film heute sah, empfand ich ganz anders als erwartet. Ich habe mich nicht in die Materie Baader-Meinhof Komplex eingelesen und kann den Film einzig anhand der eigenen Darstellung bewerten. Nach wie vor finde ich es ergreifend, etwas über diese Unruhen zu erfahren, darüber, wie die Behörden reagierte. Es ist meines Erachtens auch gut, dass der Film mit gewissen Kenntnissen über den Kalten Krieg verständlicher wird, aber auch ohne diese sich selbst erklärt. War ich vor Jahren ergriffen von dem Eifer dieser Leute, die (so in dieser Darstellung) etwas verändern wollte, so sehe ich heute die Kehrseite besonders deutlich. Mich stört nicht, dass sie Terror als Mittel in Erwägung ziehen; mich stört das pathetische Heroentum, das Wunschdenken, man würde die Welt retten. So zeigt der Film gerade anhand von Andreas Baader, dass auch ein Chauvinist und Macho zum Widerstand der RAF gehören kann. Aber sich eine Meinung über die Geschehnisse damals zu machen ist ja nur ein Grund, sich einen solchen Film anzusehen. Wer die Action vor historischem Hintergrund sucht, wird hier wohl kaum enttäuscht werden. Einzig, wer eine Handlung sucht, wird enttäuscht werden, ähnelt der Film in dieser Hinsicht doch eher einer Dokumentation über die RAF. So hat der Film auch keine wahren Protagonisten, auch wenn die Schilderung der Einzelschicksale von Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Bewertung: 4/5

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