Sonntag, 6. Juli 2014

"Transformers"-Special: "Transformers" (2007) (2/2)

6. Michael Bay...hat von Action keine Ahnung

Wie man es auch dreht und wendet, egal ob als Regisseur oder Produzent, Michael Bay kann schlichtweg nicht liefern. Eins muss ich ihm lassen: Es gibt ja mittlerweile zahlreiche Regisseure und die berühmtesten haben jeweils einen bestimmten Stil. Kubrick hat symmetrische Szenerie, Wright hat den Alltag im Schnelldurchlauf, Burton hat das Düster-Bizarre...usw. Bay hat Explosionen. Explosionen sind schön und gut, aber wenn man weder Charaktere noch Story noch sonstwas außer den verdammten Explosionen beherrscht, dann ist der Posten eines Regisseurs/Produzenten vielleicht etwas zu hoch für einen. Ich werfe einfach mal eiskalt die Behauptung in den Raum, dass jeder Bay-Film, der mal nicht wirklich für die "Action" bekannt ist, dies aufgrund der Darsteller ist. In "Bad Boys" ist es ein markantes Smith/Lawrence-Duo, in "Pain & Gain" Wahlberg/Johnson. Wäre keiner dieser vier Herren ein charismatischer Darsteller, hätten die jeweiligen Filme viel, wenn nicht alles ihrer Qualität verloren.

Zur Action: Sagt es nicht alles aus, wenn man keinerlei Protagonisten oder sonstigen Charakter aufbauen kann, nur um dann plump Roboter in der Stadt kämpfen zu lassen ? Und dass möglichst hektisch, chaotisch, zu schnell geschnitten, ohne Weitsicht gedreht, sodass man zwei Elektromüllhalden beim Sex beobachten kann. O.K., vielleicht nicht so derartig schlimm, aber dennoch recht sorglos und uninspiriert. Es wirkt nicht befreiend, sondern ermüdend, eine allzu lange Action-Szene zu gucken, die niemanden Wertvolles am teilnehmen hat - ich musste mehrmals gähnen bei dem überlangen Ende. Und auch davor geht es möglichst darum, möglichst "cool" auszusehen, anstatt mehr Gewicht reinzubringen oder Gefühl - das allererste Auftauchen der Decepticons ist in der Idee richtig gut, aber in der Umsetzung wandelt sich der Eindruck schnell von "beeindruckt" zu "unbeteiligt", weil so ziemlich alles kühl und abweisend wirkt. Ich spüre einfach gar nichts, wenn der Ton überhaupt nicht gesetzt ist; ich sehe computergenerierte Animationen gegeneinander kämpfen. Großartig, wirklich großartig. Null Gefühl oder echte Emotion hilft zusammen mit fehlendem Ton und Kamera-/Editierwissen, einen "Selbstläufer" zu erschaffen (Szenen, die irgendwie von selbst kommen und dann gehen und an sich an nahezu beliebige Stelle des Films platzieren lassen)

7. "Schlechte Filme machen kein Geld. Nur gute Filme machen Geld"

So oder so ähnlich lautete die Aussage der Person, mit der ich "Transformers 4" schauen werde. Nun, hier muss ich eigentlich gar nicht so viel erklären. Wenn man sich die Filme ansieht, die am meisten eingespielt haben (ohne Inflation), so kann man ohne Probleme feststellen, dass es fast 20 Filme gibt, die über eine Milliarde einspielten und dass diese bei ihrem Erscheinen schwer vermarktet wurden. Wer kann sich noch an das späte 2009 erinnern, als "Avatar" von so ziemlich jeder Webseite, jedem Fernsehsender, jeder Zeitung und einfach jedem als "DER FILM" angekündigt/verkauft wurde ? Das ultimative Kino-Erlebnis, zumindest seit "Star Wars" ? Realistischer denn je ? Das ist ein Beispiel für das typische Marketing eines Blockbusters, von denen ein jeder gesehen werden muss, damit man da mitreden kann. Wer nicht den neuesten, coolsten und hippsten Streifen sieht, ist ein jämmerlicher Loser ! Oder so ähnlich. Und ob ein Film für einen gut oder schlecht ist, ist subjektiv.

8. Die Transformers sind Nebendarsteller/Deko in ihrem eigenen Film

Abgesehen davon, dass keiner der Transformers Persönlichkeit hat oder eine eigene Geschichte bekommt (Megatron im eingefrorenem Zustand bietet eine wahnsinnig wichtige Geschichte, die absolut irrelevant ist und Bumblebees Sprechen am Ende verdankt man wohl einem faulen Drehbuchschreiber), verkommen manche von ihnen zur Deko oder gesichtslosen Kämpfern, bsw. der buchstäblich schwarze Autobot Jazz, der weniger als 3 Sätze bekommt und dessen Tod keinerlei tiefgreifende Bedeutung hat für den Rest der Autobots (wenn man bedenkt, dass er einer der wenigen Roboter ist, die in dem Film sterben). Außerdem kann man es doch nur lieben, wenn Bumblebee zu einem Babysitter für Sam verkommt und der ihn wie ein Haustier behandelt...wie einen lästigen, mehrere Meter großen, starken und treuen und vielleicht leicht autistischen/zurückgebliebenen Hund. Ebenfalls genial ist die Idee, Optimus Prime weniger schlau und kompetent zu machen, damit Sam Witwicky irgendwie in die Geschichte geschleust werden kann. So zeigt man seinen wahren Respekt vor der Materie !

9. Der Humor...was zum Teufel

Ich habe nichts gegen offensiven Humor, "South Park" ist eine  meiner Lieblingsserien, gerade weil sie weiß, wie man den offensiven Humor so bringt, sodass er sich gegen alle richtet und nebenbei Misstände in der Gesellschaft aufzeigen kann. Wenn "Transformers" mir etwas beibringen konnte, dann folgendes: Nicht-Weiße sind einfach nur zum Totlachen stereotyp, Roboterpisse ist urkomisch, peinliche Eltern sind auch sehr witzig, usw. Und warum muss ein "Transformers"-Film überhaupt zwanghaft witzig sein, so als Idee ? Entweder man heuert jemanden an, der richtige Gags schreiben kann oder man konzentriert sich erstmal darauf, das Hauptelement "Action" richtig hinzubekommen.

10. Patriotismus-Viagra

Selten habe ich in einem Film so viel..."Liebe" zum eigenen Heimatland gesehen. Abgesehen davon, dass einer der "Helden" ein U.S.-Soldat ist und dass die Decepticons wegen der Qualität der amerikanischen Armee massive Schwierigkeiten haben, diese endgültig zu schlagen. Ausgezeichnet, wie die USA es schafft, gegen außerirdische Wesen vorzugehen, die technologisch überlegen sind. Noch ausgezeichneter, wenn man auf diesem Weg Werbung für das Militär machen kann, ohne das Militär wirklich einzubeziehen. 

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