Donnerstag, 9. August 2012

"Der Lorax"

Story: Der 12-jährige Ted lebt in Thneedville, einer perfekten Synthetikstadt und erfährt von seiner Oma zufällig vom Once-ler, der noch was von Bäumen kannte. Das interessiert ihn natürlich auch nur, weil sein Schwarm Audrie Bäume toll findet und der Once-ler erzählt Ted noch zusätzlich was von einer unbestimmten Waldkreatur namens Lorax...

Mit einem Cast wie Danny DeVito (der den Lorax auf amerikanisch, spanisch, italienisch, japanisch, russisch und ja, auch deutsch synchronisiert hat), Zac Efron, Taylor Swift und Betty White plus einem zeitgemäßem Werk von Theodor Geisel (oder eher bekannt als der berühmte amerikanische Kinderbuch-Autor Dr. Seuss) - was kann da schon schiefgehen ? Interessanterweise geht der Film in nahezu jeder möglichen Kategorie schief, aber wieso ?

Die Original-Geschichte aus 1971 besaß eine klare Botschaft, die am Ende vom Once-ler in einem Satz ausgedrückt wird: "Unless someone like you cares a whole awful lot, nothing is going to get better. It's not." Bevor er jedoch zu dieser Erkenntnis kommt, erzählt er einem namenlosen (!) Jungen seine Geschichte von seinem eigentlich gutem Vorhaben mit dem Thneed, das er aus Truffula-Bäumen herstellen wollte. Und wie ein bärtiger Lorax ihm seine Fehler solange aufgezeigt hat, bis es zuletzt zu spät war... [Das ist insofern kein Spoiler, weil es für die Ausgangsituation sorgt.]
Das Besondere an der allerersten Adaption des Kinderbuchs war, dass es nicht einfach nur sagte, Bäumefällen wäre schlecht und der Once-ler dumm/böse, es gibt dort auch das Argument der vielen Jobs, die ohne den Once-ler nicht wären und der Lorax kennt keine Antwort dafür. Das simple Aufzeigen eines zweiseitigen Arguments ist ein Luxus, den sich die 2012-Kinoversion nicht erlauben kann.

Alle und damit meine ich wirklich alle Charaktere hier sind so verdammt einseitig, dass ich gar nicht erst in die Reste der Originalstory investieren will. Das Konzept selbst ist eine mit Plotlöchern übersähte und dümmere Variante des Originals: Der Junge entwickelt nur ein Interesse für Bäume, weil er damit das Interesse seines Schwarms erwecken kann, nicht weil er sich wirklich dafür interessiert. Und die Stadt bekommt Frischluft vom Firmenmagnaten Aloysius O`Hare, also hat sie absolut keine Nachteile davon, dass es bei ihnen keine Bäume mehr gibt. Im Original sind die Bäume die einzige Möglichkeit, frische Luft zu erzeugen und hier gibt es, wenn auch gegen Geld, eben diese Luft. Ist ja auch klar, wenn die erzeugte Luft sich irgendwie finanzieren lassen muss. Außerdem haben der Lorax und der Once-ler hier eine fast schon ekelhaft kuschelige Bromance und eben dieser Once-ler wird durch die Gier seiner Familie verdorben, denn eigentlich ist er ein netter Typ und will ja keinem wehtun. Aus einem vollkommen unverständlichem Grund hat der Once-ler sogar ein Gesicht, was ihm den besonderen Effekt nimmt, dass er eben ein jeder von uns sein könnte - BIS einer von uns genug Sorge aufbringt.

Der Film ist Zucker für die Augen, bedient sich aller Kinderfilm-Klischees von unnötiger Romanze bis zu knuffig aussehenden Waldbewohnern, die einfach nur spielzeugtauglich aussehen sollen, wobei auch hier vollkommen auf die Logik des Buchs geschissen wurde - im Buch verlassen die Tiere nach und nach den Wald, als dieser von der blinden Begeisterungsgier des Once-lers abgeholzt wird, so, wie es im echten Leben auch wäre und nicht wie hier, wo alle erst am Ende gehen. Das mit den Songs ist sicherlich Geschmackssache, aber für mich ist nur einer erinnerungswürdig und das auch nur, weil er so platt ist; der Once-ler singt im Prinzip drüber, ob er wirklich schlecht ist während er OFFENSICHTLICH Schlechtes tut. Und mit der Vermarktung will ich gar nicht erst anfangen, denn ich kann die bloße Hirnlosigkeit des Ganzen immernoch nicht fassen - ein Kinderbuch, in dem man eine zweideutige Aussage gegen große Firmenkonzerne findet und dessen Adaption wird sogar von einem Autohersteller beworben. 

Fazit: "Der Lorax" verspottet alles, wofür das Original von Dr. Seuss stand. Es ist unglaublich, wie krass man den Sinn verfehlen kann, aber dieser Film schafft es viel zu gut, ebenso wie er es schafft, den Trend der dummen Kinderfilme fortzuführen. Wollt ihr einen GUTEN, wenn nicht sogar SEHR GUTEN bis FANTASTISCHEN Film für Erwachsene und Kinder sehen, der die Umwelt-Botschaft RICHTIG rüberbringt, schaut "Wall-E" ! "Der Lorax" bleibt für mich jetzt ein weiterer negativer Eintrag im Kino-Jahr 2012.


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