Mittwoch, 21. März 2012

Wunschkritik: "Fight Club"

Story: Der Protagonist (der keinen Namen hat) leidet an Schlaflosigkeit und der Tristesse des Alltags, weswegen er heuchelnd eine Selbsthilfegruppe besucht. Richtig interessant wird es aber erst, als ein gewisser Seifenhändler namens Tyler Durden in seinem Leben auftaucht...

Oder es wird auch interessant, über einen der persönlichen Lieblingsfilme zu reden, weil man dann herrlich die Objektivität testen kann. Aber eines tut mir schon im Vorfeld leid: Ich habe die erste Regel von "Fight Club" gebrochen, weil ich hier nun darüber reden soll.

Es ist allgemein schwer, einen Film wie "Fight Club" artgerecht zu erwähnen, denn er ist bei weitem nicht der Einfachste für sowas. Ähnlich solchen wie "Fear and Loathing in Las Vegas" und doch anders. In beiden Filmen ist man als Zuschauer trotz einiger recht unwohler Bilder darauf getrimmt, gar trainiert, weiterzuschauen - eine vollkommene Hingabe dem Medium hin, die einen selbst zum Protagonisten mutieren lässt. Nicht, dass man auch anfängt, Drogen zu nehmen oder illegale Kampf-Clubs zu gründen, aber dass man nachvollzieht und versteht, der totalen Manipulation nachgibt; anders kommt der Zuschauer auch nicht rein.

Es ist manchmal schon interessant zu hören, welche multischichtigen Interpretationen dieser Streifen so alles aus dem Boden stampft: Von maso-faschistischer Cineasten-Orgie bis zur artistisch-nihilistischen Philosophielektion. Es geht nicht anders als den Charakter Tyler Durden und seine Ideologie zu hinterfragen oder seiner gezielten Anarchie nachzugeben - man ist entweder einer vom Fight Club oder man rennt vom Spiegelbild davor. Denn in meinen Augen stellt Fincher mit Durden eine verdammt ungemütliche Frage, nämlich woher der moderne Mensch die Motivation zur puren Gewalt nehmen kann, die ihn durch einen gewissen Grad der Selbstaufgabe freier von anderen und doch wiederum gefangen in einem schier kongenial konstruiertem Chaos macht.

Die Antwort darauf hätte wegen des im gleichen Jahr stattgefundenen Massakers von Littleton gar nicht unpassender ausfallen können und doch finde ich sie durchaus plausibler, als die Schuld auf Medien wie Bücher, Filme oder auch Videospiele zu schieben. Es ist so derartig kompliziert wie simpel: Menschen sind die Ursache für Gewalt und nicht irgendwas anderes. Und wenn das wie in diesem Film so derartig gut rüberkommt in Form von schwarzem Humor, viel Sarkasmus und bitterem Spott gegenüber der "political correctness", dann sollte es mehr Filme von mit dieser Aussage geben ! Ich habe bewusst nichts über die Darsteller oder Ähnliches geschrieben, weil es Fincher-typisch bis ins letzte Detail perfekt ist (das ist DER Film, wegen dem ich Brad Pitt als Schauspieler respektiere) und die düstere Atmosphäre ist nicht was für jeden.

Fazit: "Fight Club" ist überhaupt nicht leicht anzuschauen und bietet Spielfläche für zahlreiche Schlüsse und Diskussionen, ist im Idealfall eine zynische Tour de Force mit erstklassiger Darstellung der Hauptcharaktere und biedert den Zuschauer praktisch an, über ihn zu urteilen. Meiner Meinung nach Finchers bester Film !

1 Kommentar:

  1. Da ich den Film nicht kenne, kann ich nur was zum letzten Abschnitt sagen. Und ich kann dir da auch nur meine volle Zustimmung aussprechen. Den Grund für Gräueltaten kann man nicht in der filmischen Veranstaltung von Gewalt suchen!

    Das soll natürlich nicht heißen, dass ich gewaltverherrlichende Kunst gutheißen würde, denn das ist durchaus auch nicht optimal.

    Daniel

    AntwortenLöschen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogverzeichnis