Story: Der Rest der Nazis flieht 1945 auf die Rückseite des Mondes und nun, 2018, planen sie den "Meteorblitzkrieg" und somit die Rückeroberung der Erde...
Wem alleine schon das Konzept an sich nicht für zumindestens ein würdevolles Nicken seitens dieses Films reicht, der sollte und muss ihn sich im Kino ansehen. Was Timo Vuorensola bei seinem Regiedebüt auf die Welt losgelassen hat, scheint deutlich die Gemüter zu spalten zwischen hoher Anerkennung bis verachtender Enttäuschung. Spoiler: Ich mag`s !
Wer von Anfang an ein Meisterwerk erwartet, der soll noch einmal kurz den Plot überfliegen und sich kurz am Kopf kratzen und fragen, ob er denn wirklich noch ganz bei Sinnen ist. Vermutlich die gleichen Leute, die sagen, dass "Transformers 3" ein geiler/guter Film war, aber hey, trollen werde ich hier nicht. Persönlich stehe ich irgendwo zwischen den beiden Lagern, tendiere aber eher zum positiven Urteil gegenüber "Iron Sky".
Die erste Sache, die wirklich gut gemacht wurde, war das Casting. Udo Kier als Hitler-Nachfolger, Götz Otto als fanatischer Klaus Adler und Julia Dietze als idealistisch-naive Renate Richter sind meiner Meinung nach perfekte Besetzungen in ihren Rollen und schaffen es tadellos, ihre Parts über die Bühne zu bringen. Christopher Kirby als James Washington war eher so ein Mix zwischen Performance und Punchline, wogegen die anderen beiden Frauen (US-Präsidentin und ihre Wahlkampfleiterin) nur für die Witze zuständig waren. Man sollte hier ernsthaft keinerlei Oscar-Material erwarten, denn so wurde der Film konzipiert, als eine Art Trashfilm und dort geben sich die Schauspieler traditionell nicht allzu viel Mühe. Nicht, dass das von ihnen erwartet wird.
Zweitens sind es die Effekte. Unglaublig, dass das Budget nur 7,5 Mio. beträgt und die Special Effects echter aussehen als in "Transformers"..."echter" heißt nicht "besser", aber mit 7,5 Mio. sowas abzuliefern...großer Respekt von Filmemacher zu Filmemacher. Und um das klarzustellen: Der Unterkiefer wird hier nicht runterklappen, aber es ist sehr, sehr beeindruckend, wenn so ein Film eine Nazi-Kolonie auf dem Mond samt All-Schlacht sehr gut darstellen kann.
Jetzt kommt die "Naja"-Kategorie: Die Gags. Bei der Vorpremiere am Mittwoch habe ich unnatürlich viel gelacht, was auch möglicherweise der Verdienst des Kinosaals gewesen ist. Jetzt, ein paar Tage später und mit einem klaren Kopf muss ich sagen: Man hätte viel mehr aus dem Ganzen machen können. Versteht mich nicht falsch, das Konzept von Mond-Nazis wird schon stellenweise "comedysiert" und man nutzt oft das Missverständnis zwischen Völkern, Rassen und Ideologien aus...aber man hätte mehr und vor allem teils geschicktere Gags reinpacken können. Vielleicht ist es der Snob in mir, aber ich wollte unverständlicherweise mehr von subtileren Witzen sehen, anstatt 5x Mal den gleichen Witz auszuschlachten (wenn auch in verschiedenen Variationen). Die Interaktionen der Arier mit der modernen Welt hat man (vielleicht dankbarerweise ?) eher kurz gehalten, was einige Kritiker eher erzürnt hat. Oder sie würden dann sogar noch mehr rumheulen, weil man dann ein weiteres Klischee bedienen würde (Leute aus früheren Epochen treffen auf unsere).
Fazit: Was bleibt also zu sagen ? "Iron Sky" ist sicherlich kein Meisterwerk und man sollte sich eher auf einen Trashfilm als auf eine ernsthafte Politik karikierende Satire einstellen (was der Film aber auch macht !). Er trifft öfters ins Schwarze mit den Gags, präsentiert eine leider eher kürzere Unterhaltung (hätte gerne mehr gesehen !) und am Ende kommt die mögliche Morallektion, die man nicht die Gurgel runtergedrückt bekommt. Meiner Meinung nach ein Kultfilm mit Fan-Potential !
Ich muss sagen, dass ich, nachdem ich ihn ein zweites Mal angesehen habe, zu einem ähnlichen Urteil komme wie du. Da wäre durchaus mehr Tiefe möglich gewesen als fünf mal den verhältnismäßig niveaulosen Witz der "United States of the Americas" zu bringen.
AntwortenLöschenWenn man wollte, könnte man sogar noch weiter gehen (und das tun einige SciFi Fans tatsächlich!) und die Kritik anbringen, dass dieser Film mehr Fiction als Science beinhalte. Denn Autos und Motorräder könnten aufgrund der geringen Schwerkraft auf dem Mond ja überhaupt nicht existieren. Außerdem sei ein Überleben der Mond-Bevölkerung in der hakenkreuzförmigen Mond-Basis unmöglich, nachdem dieses beschädigt wurde, weil die Luft ins All Vakuum befördert würde.
Aber eine solche Kritik empfinde selbst ich für mehr als übertrieben! Zumal es kaum Science Fiction gibt, in der die Technik in der Realität funktionieren würde ;)
Gerade beim 2. Ansehen auf fiel mir auf, dass die Rollen der US-Präsidentin und ihrer Wahlkampf-Helferin eigentlich die für mein Empfinden besten im ganzen Film sind. Die politische Karikatur an den USA, die damit geleistet wird, ist mehr als zutreffend! Aber auch die Parodie auf den UN Sicherheitsrat war grandios (insbesondere an Nordkorea; wer hineingeht, wird verstehen, was ich miene).
Die Mond-Nazis wirkten auf mich dagegen beim 2. Ansehen etwas spröde. Ganz oke, aber eben nicht mehr so humorvoll wie bei der Vorpremiere. Ganz im Gegenteil zu den Erdenbewohnern.
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(M)ein Fazit: Eine sehr unterhaltsame SciFi Komödie, bei der insbesondere die politische Satire mehr als gelungen hervorsticht! SciFi Fans jedoch sollten gewarnt sein, dass sie sich nicht zu hohe Erwartungen machen sollten. Die Komödien-Anteile sind in jedem Fall das entscheidendere (ist ja beim Men in Black nicht anders)!
Für mich definitiv ein gelungener Film, der eben seine Momente hat. Vor allem endlich mal einer, der eine originelle Story hatte, die so noch nicht im Kino war. Allein deshalb könnte es ein Kultfilm werden in unserem Jahrhundert der Remakes und Sequels udn Prequels ;)
Daniel