Nachdem ich nun meinen Flameschild installiert habe, muss ich noch eines zugeben: Ich habe das Originalwerk von Roald Dahl nicht gelesen, aber er hat immerhin das Drehbuch für das Original geschrieben (womit er wieder nicht zufrieden war). Zudem das Original hierzulande nicht so bekannt ist wie in den USA, weil es hier nach dem Remake herauskam...obwohl es in München gedreht wurde...unglaublich ! Und eine Warnung: Dieser Vergleich wird nicht jedem gefallen. Womit ich auch schon was vorwegnehme.
Charlie Bucket: Im Original von Peter Ostrum gespielt, ist Charlie...so ziemlich ein ganz normaler Junge, nur dass er arm ist. Er ist zwar eigentlich ein guter Junge und nicht vollkommen verdorben oder so, aber er kann auch genauso gut habgierig und neidisch werden (erneut, so wie normale Kinder es nunmal auch sind).
Im Remake, gespielt von Freddie Highmore, ist Charlie so ziemlich das Äquivalent zu Jesus. Ernsthaft. Der Junge ist perfekter als alle Heiligen zusammengenommen, sagt immer das Richtige, tut nie das Falsche und somit sehr blass. Punkt für das Original !
Willy Wonka: Gene Wilder ist dieses verrückte Genie, das im Herzen ein Kind geblieben ist. Johnny Depp ist einer meiner Lieblingsschauspieler wegen seiner Charaktervielfalt, aber ich habe absolut keine Ahnung, was er in diesem Film soll. Er ist vermehrt verwirrt, nervig und vollkommen neben der Spur. Bei Wilder sieht man diese Verrücktheit auch in den Augen, aber es ist eher so eine Art geplanter Wahnsinn; er ist sich der Situation stets bewusst und ist auch immer Herr dieser; er kann sowohl freundlich als auch bedrohlich wirken. Depp dagegen tut einem fast schon weh beim Ansehen; er ist übermäßig zerstreut und stolpert von einem zerstörten Nerv zum anderen. Sorry Johnny, aber auch hier gibt es einen Punkt für das Original !
Musik: Das Original ist ein allseits beliebt-bekanntes Kult-Musical, weswegen man diesen Aspekt nicht auslassen darf. Und die Original-Songs sind auch nicht umsonst wahre Klassiker, denn wie das Radio bei uns immer wieder wiederholt: "Geht ins Ohr, bleibt im Kopf". Ich habe nichts gegen Danny Elfman, ebenso wie die kreative Idee, den Umpa-Lumpas bei jedem ihrer Auftritte in eine andere Zeit zu stecken, aber seine Songs sind zu kurz und auch zu vergesslich. Die Umpa-Lumpas im Original haben immer wieder diese fast schon unheimlichen kleinen Lektionen gesungen, die wegen ihrer Reime auch viel erinnerungswürdiger und qualitativ wegen der Moral besser sind. Punkt für das Original !
Nebencharaktere: Die anderen 4 Kinder, die abseits von Charlie in die Schokoladenfabrik dürfen, sind Kinder mit unterschiedlichen "Fehlern", die ihnen allesamt zum Verhängnis werden. Ich mag die Original-Versionen, aber das Remake updatet sie einfach mal mitsamt ihrer Eltern. Der Junge, der zuviel TV schaut, ist im Remake videospielbesessen und das Mädchen, das zu viel Kaugummi kaut, ist im Remake eine trophäengewinnende Göre (nur mal so als Beispiel). Die Kinder sind schon mal geupdatet und ihre Eltern auch...Punkt für das Remake !
Stil: Eine wundersame Fabrik im Kontrast zur normalen Welt in 1971 oder die normale Fabrik im Kontrast zur wundersamen Welt in 2005 ? Ich mag Tim Burtons Stil in seinen Filmen, aber ich nehme doch lieber die erstere Variante, weil wir ja die Fabrik bestaunen sollen und nicht die heile Welt dadraußen, das ist nicht der Sinn des Buches. Punkt für das Original !
Story: Ironischerweise fokussiert sich das Original trotz des Titels mehr auf Charlie (wie im Buch) und im Remake konzentriert man sich auf Willy Wonka (ebenfalls trotz des Titels, aber hey, wir haben auch einen Johnny Depp hier). Die Moral/Lektion ist aber das Merkwürdigste, was diese Filme unterscheidet. 1971 hieß es noch "sei ein gutes Kind, bleibe dir selbst treu und du wirst belohnt"...2005 heißt es schon "sei ein Kind im Herzen, aber ein Erwachsener im Kopf"...ist das nicht eher was für die Erwachsenen ?
Meiner Meinung sollte der Mittelpunkt der Geschichte Charlie sein, denn er ist das Kind, mit dem man sich identifizieren soll und Willy Wonka sollte eher eine Art Mentor sein, der durch zahlreiche Prüfungen seines Gewissens diesen prüft und mal nebenbei unterhaltsam ist. Nicht ein verschwendeter Schauspieler erster Klasse, der nur vor sich her stammelt. Auch wenn das Remake die Geschichte (angeblich) näher an die Vorlage anlehnt, so gibt es nur allzu viele Probleme damit (wie bei allen Burton-Remakes) und deshalb geht der Punkt hier auch eindeutig an das Original, den eindeutig besseren Film !
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